3:2! ÖFB-Team feiert dank Joker Sabitzer Last-Minute-Sieg
Die Mannen von Teamchef Marcel Koller siegten in Montenegro trotz zweifachem Rückstand mit 3:2.
Podgorica – Österreichs Fußball-Nationalelf hat in der EM-Qualifikation den nächsten Härtetest bestanden. Im Auswärtsspiel gegen Montenegro siegte die bereits für Frankreich 2016 qualifizierte ÖFB-Auswahl am Freitag trotz zweifachem Rückstand noch mit 3:2 (0:1). Der eingewechselte Marcel Sabitzer erzielte das Siegestor in der 92. Minute, Österreich hält nun bei acht Pflichtspielsiegen in Serie - neuer Rekord.
Mirko Vucinic (32.) und Fatos Beciraj (68.) hatten die Hausherren in Podgorica zweimal voran gebracht. Österreich blieb dank Toren von Marc Janko (55.) und Marko Arnautovic (81.) aber im Spiel. Im Finish wurde Vucinic wegen Schiedsrichterkritik mit einer Rote Karte ausgeschlossen (87.), ehe Sabitzer noch traf. Für Österreich geht es zum Abschluss der Qualifikation nun am Montag in Wien gegen Liechtenstein.
Bis zur 81. Minute drohte Österreich die erste Niederlage nach neun Bewerbsspielen, ehe doch noch die Wende kam. Arnautovic, dem zuvor wenig gelungen war, traf nach einem Flachschuss zum Ausgleich, ehe Joker Sabitzer noch etwas glücklich den dritten österreichischen Treffer nachlegte. Der Sieg war Lohn für eine klare Leistungssteigerung der Gäste in der zweiten Spielhälfte.
Schwache erste Halbzeit
Teamchef Koller hatte vor dem Spiel eine „gewisse Lockerheit“ bei seinem Team geortet, bot wie erwartet aber seine Erfolgsformation auf. Österreich lief mit derselben Elf wie bei den Siegen gegen Schweden und Moldau ein. Beim Gegner fehlt mit dem angeschlagenen Stevan Jovetic (Inter Mailand) der Star. Als vorderste Spitze sollte Vucinic, nach vielen Jahren in Italien (Lecce, Roma, Juventus) nun in Abu Dhabi unter Vertrag, Österreichs Abwehr beschäftigen.
Der 32-jährige Kapitän fungierte im montenegrinischen Spiel auch als Ideengeber. Nach seinem Pass stürmte Beciraj Richtung Gehäuse von Robert Almer, Aleksandar Dragovic klärte aber noch vor seinem Torhüter (13.). In der 32. Minute sollte Vucinic sein Team mit einer gewissen Schlitzohrigkeit auch in Führung bringen. Im Zweikampf mit Dragovic nahm der Angreifer den Arm ein wenig zur Hilfe und bezwang Almer aus kurzer Distanz.
Österreich lief damit erstmals in der Qualifikation einem Rückstand nach. Dabei hatte das als Weltranglisten-Elfter 61 Plätze vor dem Gegner liegende ÖFB-Team die Partie nach rund zehn Minuten unter Kontrolle gehabt. Im entscheidenden Drittel fehlte aber oft die nötige Präzision und der Nachdruck. Die besten Möglichkeiten vor der Pause resultierten nach einem Eckball-Doppel durch Sebastian Prödl bzw. Arnautovic (beide 14.).
Nach dem Gegentor hatten David Alaba und Co. vorerst auch keine Antwort parat. Montenegro tauchte durch Beciraj noch einmal gefährlich vor Almer auf, der Schlussmann ließ sich aber nicht überraschen (35.). Österreich benötigte für die zweite Spielhälfte eine klare Steigerung, um seine Erfolgsserien fortzusetzen.
ÖFB-Team trifft im 18. Spiel in Folge
Koller ließ seine Elf vorerst unverändert, Österreich begann mit Elan. Fuchs fand bei einem schnellen Gegenstoß Alaba, der traf den Ball nicht ideal. In der darauffolgenden Aktion war es aber besiegelt, dass Österreich auch im 18. Spiel in Folge scorte. Martin Harnik tankte sich rechts durch, seine Hereingabe verwertete Janko am langen Eck. Für den Mittelstürmer vom FC Basel war es sein 23. Tor im Teamtrikot, er zog damit mit Walter Schachner gleich.
Österreich wollte nun nachlegen, Arnautovic zwang Montenegros Torhüter Vukasin Poleksic zu einer Parade (61.). Der Stoke-Legionär setzte Minuten später auch eine gute Kopfballmöglichkeit klar über das Tor. Ein Treffer von Zlatko Junuzovic hätte auch zählen müssen, der italienische Schiedsrichter Daniele Orsato sah aber zuvor ein Stürmerfoul (65.).
Montenegro wankte nun, der Balkan-Mannschaft reichte jedoch eine Offensivaktion, um wieder vorzulegen. Almer konnte einen Weitschuss noch zur Ecke parieren, nach dem anschließenden Eckball traf Beciraj aus einem Gestocher per Flachschuss von der Strafraumgrenze. Ein Tor, das ebenfalls umstritten war, da der im Abseits stehende Vucinic Almer die Sicht verstellte.
Almer starker Rückhalt
Österreich rannte somit erneut einem Rückstand hinterher. Almer verhinderte im Eins-gegen-Eins gegen Stanisa Mandic sogar noch die Vorentscheidung zugunsten von Montenegro (79.), ehe Arnautovic mit einem Flachschuss ins lange Eck traf. Koller tätigte danach einen Dreifachwechsel: Rubin Okotie, Jakob Jantscher und Marcel Sabitzer kamen für Janko, Junuzovic und Alaba.
Montenegro schwächte sich durch den Ausschluss von Vucinic auch selbst, ehe Österreichs Schlussoffensive doch belohnt wurde. Nach einem Angriff über Harnik fiel Sabitzer der Ball vor die Füße und der Leipzig-Offensivmann drückte erfolgreich ab. (APA)
STIMMEN ZUM SPIEL
Marcel Koller (Teamchef Österreich): „In der ersten Halbzeit waren wir einfach schlampig, unkonzentriert. Das Passspiel war nicht gut, wir haben viele Fehler gemacht, sind nicht ins Spiel gekommen. Das war in der zweiten Halbzeit viel besser. Es spricht wieder für die Mannschaft, dass sie nach zweimaligem Rückstand wieder zurück gekommen ist. Die Spannung ist nicht mehr gleich, wie wenn du hier Punkte benötigst. Das ist die Schwierigkeit, aber auch ein Prozess, den die Spieler durchmachen müssen.“
Marko Arnautovic (Torschütze Österreich): „Die erste Halbzeit waren wir nicht so gut drinnen. Wir haben sie zu sehr spielen lassen. In der zweiten Halbzeit haben wir wieder Gas gegeben und gezeigt, was für eine Mannschaft wir sind. In Wien erwarten wir einen Hexenkessel. Ich kenne die Spieler von hier (Anm.: Montenegro), mein Vater ist auch Serbe. Aber ich spiele für Österreich und ich muss Gas geben. Darauf bin ich stolz und probiere, alles zu geben.“
Marc Janko (Torschütze Österreich): „In Wahrheit war das 1:0 eine glückliche Aktion von Montenegro. Für mich war es eine klassische 0:0-Partie zur Halbzeit. Aber wir haben gezeigt, welcher Geist in der Mannschaft steckt. Für Montenegro ist es noch um einiges gegangen, man muss auch hier erst einmal gewinnen. Jetzt wollen wir noch gegen Liechtenstein nachlegen. Mit einem vollen Haus im Rücken wollen wir noch einmal alles hineinwerfen.“
Robert Almer (Torhüter Österreich): „Bei uns haben heute die ein, zwei Prozente gefehlt. Da hat man gesehen, dass wir Probleme bekommen. Wir haben gesehen, dass es so nicht geht, dass wir Gas geben müssen. Sonst wird es schwierig. Es waren heute einige strittige Situationen, nehmen wir sie so hin. Wir haben die drei Punkte mitgenommen.“
Fußball-EM-Qualifikation - Gruppe G/9. Runde:
Montenegro - Österreich 2:3 (1:0)
Podgorica, Gradski Stadion, 11.000, SR Orsato (ITA)
Torfolge:
1:0 (32.) Vucinic
1:1 (55.) Janko
2:1 (68.) Beciraj
2:2 (81.) Arnautovic
2:3 (92.) Sabitzer
Montenegro: Poleksic - Rodic, Savic, Simic, Tomasevic (74. Balic) -
Vukcevic, Boljevic (56. Zverotic) - Marusic, Mugosa (64. Mandic),
Beciraj - Vucinic
Österreich: Almer - Klein, Prödl, Dragovic, Fuchs - Baumgartlinger,
Alaba (82. Jantscher) - Harnik, Junuzovic (82. Sabitzer), Arnautovic
- Janko (82. Okotie)
Gelbe Karte: Poleksic
Rote Karte: Vucinic (87./Schiedsrichterkritik)