Pegida-Redner bei Demo: „KZs sind leider derzeit außer Betrieb“
Einer der Hauptredner bei der großen Pegia-Demonstration empörte am Montag mit direkten Anspielungen auf die Nazizeit. Aus dem Publikum folgte Applaus. Gegen den Redner ermittelt nun die Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung.
Dresden – Der Autor Akif Pirinçci war als einer der Hauptredner bei der gestrigen Großdemonstration anlässlich des einjährigen Jubiläums der islamkritischen „Pegida“-Bewegung geladen. Laut „Spiegel Online“ ließ er mit rechtsradikalen Aussagen auf der Bühne aufhorchen – aufgrund seiner bisherigen Werke nicht unerwartet. Die Grünen bezeichnete er als „Kinderfickerpartei“, die Politiker seien „Gauleiter gegen das eigene Volk“, die eine „Umvolkung“ in Deutschland betrieben. Die Flüchtlinge, die in die Bundesrepublik kommen, bezeichnete er als „Invasoren“. Es sprach von Muslimen, die „Ungläubige mit ihrem Moslemsaft vollpumpen“ und einer drohenden „Moslemmüllhalde“ in Deutschland, wie „Spiegel Online“ schreibt.
Den Höhepunkt erreichte der deutsch-türkische Autor Pirinçci, als er direkt auf die Konzentrationslager der Nationalsozialisten zu sprechen kam. „Offenkundig scheint man bei der Macht die Angst und den Respekt vor dem eigenen Volk so restlos abgelegt zu haben, dass man ihm schulterzuckend die Ausreise empfehlen kann, wenn er gefälligst nicht pariert“, sagte Pirinçci. Daraufhin skandierte die Menge „Widerstand, Widerstand“. Der Auto legte nach: „Es gäbe natürlich auch andere Alternativen“, so Pirinçci. „Aber die KZs sind ja leider derzeit außer Betrieb.“ Darauf folgte aus dem Publikum Applaus.
Dies war bei weitem nicht der einzige rechtsradikale Ausfall des Redners. Mit deutlichen Worten hatte bereits vor der Demonstration Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) vor der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung gewarnt. „Wer Galgen und Hitlerbärten hinterher läuft, für den gelten keine Ausreden mehr“, sagte Maas am Montag in Berlin. „Pegida sät den Hass, der dann zur Gewalt wird. Deutschland ist bunter, als uns die Schwarzmaler von Pegida vormachen wollen“, sagte Maas.
Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel verurteilte Pegida in scharfen Worten. „Pegida ist eine rechtspopulistische und in Teilen offen rechtsradikale Empörungsbewegung geworden“, sagte der Vizekanzler der „Süddeutschen Zeitung“ (Dienstag). „Die Protagonisten stellen inzwischen sogar die Grundlagen der Demokratie infrage, indem sie diese Demokratie mit den Kampfbegriffen der NSDAP (...) denunzieren.“
Pegida distanziert sich von Redner
Die „Pegida“ versuchte am Dienstag, sich von seinem geladenen Redner zu distanzieren. „Viele Leute waren entsetzt“, sagte Pegida-Mitbegründer Rene Jahn am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Viele hätten auch das Gelände verlassen wollen, wären aber wegen der dicht stehenden Menge gar nicht weggekommen.
Zum Jahrestag seines Entstehens hatte das Pegida-Bündnis am Montag in Dresden 15.000 bis 20.000 Anhänger mobilisiert. Eine etwa gleich große Zahl an Menschen protestierte in der sächsischen Landeshauptstadt gegen rechte Stimmungsmache. Die angespannte Stimmung entlud sich am späten Abend in Ausschreitungen. (tt.com)