Ötztaler Felssturz kam einem Erdbeben gleich
Im Pollestal bei Längenfeld krachten bis zu 200.000 m³ Gestein ins Tal. Bis auf Weiteres bleibt es Sperrgebiet – es herrscht Lebensgefahr.
Von Alexander Paschinger
Längenfeld –„Das muss schon beeindruckend gewesen sein“, sagt Landesgeologe Gunther Heißel. Bereits am 2. Oktober um 17.59 Uhr brachen knapp unterhalb des fast 2800 Meter hohen Schartlaskogels 100.000 bis 200.000 m³ Gestein los, donnerten über die Hänge und krachten ins Pollestal. Dabei wurde der Bach verlegt, eine Staubwolke und eine Schlammlawine erreichten noch die andere Talseite in unmittelbarer Nähe der Vorderen Pollesalm.
Die Alarmierung aus dem Ötztal erfolgte erst am 5. Oktober. Doch das Ereignis wurde schon zuvor bemerkt, wenn auch nicht von direkten Augenzeugen. Und zwar von der ZAMG, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, die auch Erdbeben aufzeichnet. „Das Ereignis wurde an 17 Messstationen in Österreich und den benachbarten Ländern registriert“, schreibt Landesgeologin Petra Nittel-Gärtner in ihrer geologischen Beurteilung. „Das ist inzwischen schon üblich, und die ZAMG kann solche Ereignisse sehr gut eingrenzen“, ergänzt Heißel.
Nittel-Gärtners Gutachten sieht für das Pollestal übrigens ein striktes Sperrgebiet vor. Das haben die Gemeinden Längenfeld, Sölden und auch St. Leonhard als Anrainer auf ihren Amtstafeln auch bereits kundgemacht. Immerhin besteht absolute Lebensgefahr. Noch am Tag der Befliegung und Begehung des Felssturzgebietes am 6. Oktober polterten Steine über die steile Rinne. Das Ereignis war jedenfalls derart massiv, dass sich sogar in einem benachbarten Graben eine kleinere Felslawine löste.
Geologin Nittel-Gärtner sieht in ihrer Beurteilung zwei Ursachen für das Ereignis: Einerseits geht es um den Frost-Tau-Wechsel und andererseits dürfte ein Aufweichen des Permafrostes den Ausschlag gegeben haben. Die Landesgeologen gehen davon aus, dass das Gebiet bis Frühjahr gesperrt bleibt.