Basta mit der Pasta? Niemals!
Du sollst nicht begehren deiner Pasta Konkurrenz, lautet das elfte Gebot in Italien. Eine Nudel auf Basis der Konjakwurzel will dennoch mit nur 9 Kalorien punkten. Ob die Leicht-Variante auch Italienern schmeckt?
Von Nicole Strozzi
Innsbruck — Bigoli, Campanelle, Cannelloni, Casoncelli. Orecchiette, Spaghettini, Pappardelle, Tortellini ... Was klingt wie ein italienischer Reim, sind in Wahrheit Pastasorten. 350 verschiedene Arten von Italiens liebsten Kohlenhydrate-Lieferanten gibt es angeblich — je nach Region und Geschmack oder Zubereitung. Auf ihre Nudel selbst spät abends zu verzichten, kommt für die meisten Italiener nicht infrage. Trotzdem: Die Konkurrenz lauert bereits in den Regalen der Biogeschäfte. Eine asiatische Nudel-Alternative auf Basis der Konjakwurzel möchte Penne und Co. aus dem Kochtopf kicken — und das mit nur 9 Kalorien auf 100 Gramm.
Wie oder ob 9 Kalorien schmecken können, muss natürlich getestet werden (siehe Box). Aus diesem Grund ziehe ich die „Italienerin meines Vertrauens“ zu Rate: meine italienische Schwiegermutter. Mamma Strozzi hat extra für unser Pasta-Duell delikate Trofie — gedrehte Nudeln — aus Ligurien mitgebracht. Ich selbst, ein Sackerl mit zuckerfreien, fettfreien und glutenfreien „Tagliatelle“ aus Glucomannan aus der Konjakwurzel (es handelt sich dabei aber nicht um Alkohol, sondern um einen Ballaststoff, der in Asien bereits seit Jahrhunderten verwendet wird!).
Drei Minuten dauert die Zubereitung meiner Pseudo-Nudel. Beim Öffnen der Plastikverpackung kommt einem ein fischiger Geruch entgegen, der aber nach Waschen der Pilz-ähnlichen Nudeln verschwindet. Während die Original-Pasta 15 Minuten köcheln muss, erfahre ich mehr über das ungeschriebene Gesetz der Italo-Nudel:
1 Während man hierzulande seine Spaghetti Bolognese „Paschta Schutta“ nennt und sie mit Gabel und Löffel verspeist, drehen die Italiener ihre langen Nudeln lediglich mit der Gabel auf. Gegen Flecken gibt es schließlich große, gestärkte Servietten.
2 Ein Italiener wird kaum Parmesan über eine Pasta mit Fisch reiben oder Meeresgetier in Sahnesoße ertränken, da Fisch und Milchprodukte für sie nicht stimmig sind.
3 Jede Soße, bei der Tomaten im Spiel sind, nennt man Sugo. Gewisse Nudeln, wie Penne Rigate, Maccheroni oder Fusilli eignen sich am besten für Fleisch- oder Gemüsesugo, weil die Nudeln die stückelige Soße gut aufnehmen. Glatte Nudeln, wie Tagliatelle oder Fettuccine harmonieren z. B. besser mit Fisch oder sämigen Soßen bzw. Pesto.
4 „Saltare in padella“ heißt es in Italien — die Nudeln müssen in der Pfanne springen und mit der Soße eins werden. Schwiegermama lässt aus diesem Grund die Pasta immer etwa drei Minuten, bevor sie al dente, also bissfest, ist, noch in der Pfanne mit dem Sugo und etwas Nudelwasser fertig kochen.
5 Pasta aus Hartweizengrieß liegt mit etwa 350 kcal/100 g hoch im Kohlehydrate-Kurs. Man darf aber nicht vergessen: Pasta kurbelt das Hormon Serotonin an und macht damit glücklich. Ob Pasta auch dick macht, hängt vor allem von der Soße ab. Und auch, wie gut sie verdaut wird. Aus diesem Grund sollte man gemeinsam mit Nudeln nie zu viel trinken, da sonst bestimmte Verdauungsenzyme nicht richtig arbeiten. Wer zu Wein greift, dann am besten zu einem leichten.
Zurück zu unseren zwei Pastagerichten, die wir mit demselben Sugo anrichten. Wir ziehen extra unseren italienischen „Kulinarik-Kritiker“, meinen Schwiegervater, zu Rate. Sein Fazit: „Die Echten“ seiner lieben Ehefrau sind natürlich „buono“. Aber auch „die Falschen“ sehen zumindest aus wie Nudeln, schmecken erstaunlich gut, würden aber besser zu einer asiatischen als zu einer mediterranen Soße passen. Der Nachteil: Die Nudeln brauchen viel Würze, quietschen beim Essen, sind schwer kaubar und man braucht viel Wasser, um sie runterzuspülen. Richtig satt machen sie nicht. Trotzdem sind sie eine leichte Alternative für all jene, die Kalorien reduzieren und etwas Neues ausprobieren wollen. Aber: Pasta bedeutet auch Genuss. Deshalb ist mit der Nudel noch lange nicht Schluss.
Nudel-Duell: Konjak-Tagliatelle contra Pasta italiana
Das Gemüse-Sugo für 4 Personen: 2 Zucchini, 1 Melanzani, 2 Hände voll Datterini, 1 Paprika kleinschneiden und mit zwei Löffel Öl ein paar Minuten anschwitzen. Saisonale Alternative: Karotten, Fenchel, Kürbis und Kohlgemüse.
Gemüsemischung mit Suppe übergießen, etwa 15 Minuten köcheln lassen. Gute, kernlose Oliven dazugeben. Basilikum und Minze (zu Karotten und Fenchel passen Anis und Kümmel) kleinhacken und zum Schluss unterheben.
Die Alternative: Konjak-Tagliatelle unter warmem Wasser abspülen. Unter Umrühren in einer Pfanne zwei bis drei Minuten erwärmen. Sugo unterrühren. Würzen. Fertig.
Die Echte: Nudeln nach Packungsanweisung in Salzwasser kochen und kurz bevor sie al dente sind, in die Pfanne mit Sugo geben und fertigkochen. Würzen.