Nauders

Fünf Millionen Euro Schaden: Bauarbeiten als Ursache für Feuer

Am Tag nach dem Brand bot sich ein zerstörtes Bild der Talstation.
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Meterhohe Flammen schlugen am Mittwochnachmittag aus der Dachkonstruktion der soeben erst modernisierten Talstation der Bergkastelbahn. Stundenlang waren Feuerwehrmänner im Einsatz. Am Donnerstag gaben Brandermittler bekannt, dass Bauarbeiten die Brandursache gewesen seien. Der Saisonstart dürfte aber planmäßig sein.

Von Matthias Reichle

Nauders – „Es war wie in einem Atomkrieg“, beschreibt Bürgermeister Robert Mair die Wucht des Feuers. „In fünf Minuten hat die ganze Seite gebrannt. Das Seil ist mit einem Knall gerissen. Am Dach sind die Gasflaschen explodiert.“ Der Nauderer Dorfchef hat mit eigenen Augen miterlebt, wie Mittwochnachmittag die Talstation der Bergkastelbahn niedergebrannt ist. Für ihn war es „zum Rearn“.

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„Ich habe vor zweieinhalb Wochen mit dem Rauchen aufgehört, in dem Augenblick hätte ich eine ganze Packung qualmen können“, gesteht auch Seilbahn-Geschäftsführer Heinz Pfeifer am Tag nach der Katastrophe. Fünf Millionen Euro beträgt nach ersten Schätzungen der Schaden an der Talstation, die im heurigen Jahr für 5,6 Mio. Euro modernisiert und erweitert werden sollte. Gestern stand man wieder fast bei null.

Für manchen Tourismusbetrieb wird es ohne funktionierendes Skigebiet im Winter kritisch. In Nauders gibt es 4000 Gästebetten, in Pfunds sind es noch einmal 1500. „Es hängt der ganze Ort dran“, so Mair.

Die Bergkastelbahn sei die Lebensader, so Pfeifer. Der Doppelsessellift allein könne das Weihnachtsgeschäft nicht bewältigen, betonte er.

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Am Vormittag fachte der Wind immer wieder kleine Glutnester in der Brandruine an. Die verkohlten Balken der Talstation ragten in den Himmel. Doch während die Feuerwehren das letzte kleine Feuer löschten und die Brand­ermittler noch nach den Ursachen suchten, arbeitete man in der Kommandozentrale der Bergbahnen längst an einer Lösung. „Es muss gehen“, war dort zu hören, „und wenn man 25 Stunden am Tag arbeitet.“ „Wir gehen davon aus, dass wir am 10. Dezember aufsperren – das ist der ganz offizielle Betriebsbeginn, am 13. Dezember findet das Opening statt“, gab sich auch Pfeifer optimistisch.

Betroffen ist vor allem die „Bahnhofshalle“ mit ihrem Holzdach. Sie ist ausgebrannt, die Seilbahntechnik – ein „Totalschaden“ – muss zur Gänze ersetzt werden. Eine Herausforderung ist, passenden Ersatz für die 25 Jahre alte Technik zu finden.

Auf Facebook gibt man sich sehr optimistisch für den Saisonstart.
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Aufgrund der Bauarbeiten war die Hälfte der Gondeln in der Bergstation geparkt, die andere Hälfte war abgestürzt oder hing gestern in den Seilen. Laut Pfeifer waren zehn beschädigt. In der Talstation war das Kabel durchgeschmort – und muss nun zur Gänze ersetzt werden.

„Wir haben die Solidarität der ganzen Firmen. Die stehen Gewehr bei Fuß“, so Pfeifer. Der Seilbahnhersteller Doppelmayr war bereits am Vormittag in Nauders, um den Schaden zu begutachten. Pfeifer geht davon aus, dass es sich um einen Versicherungsfall handelt.

Die Brandermittler waren gestern vor Ort, um eine technische Ursache des Feuers ausschließen zu können. Man sprach aber bereits im Vorfeld von einem relativ eindeutigen Fall. Laut Zeugenbefragungen, die gestern noch am Laufen waren, ist der Brand direkt bei den Bauarbeiten am Dach ausgebrochen. Der Verdacht hatte sich am Abend erhärtet.

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