Große, ernste, kluge Ausdruckswunder

Von Ursula Strohal

Innsbruck –Das Konzert wird im Gedächtnis bleiben. Die Musiker, die mit einem ungewöhnlichen Programm am Donnerstag den Zyklus der Kammerkonzerte eröffneten, sind Starsolisten mit individueller Ausdruckskraft – und Gemeinsamkeiten. Sie verbindet eine substanzielle Musikalität, ein intellektueller Zugang und der Mangel an Selbstdarstellung. Die Geigerin Vilde Frang, Bratschist James Boyd, Violoncellist Nicolas Altstaedt und Pianist Alexander Lonquich haben auch solistisch jene volle Hingabe bei einem diffizilen kammermusikalischen Ansatz, die sie besonders macht – und als Ensemble atemberaubend. Da ist Inhalt gleich Haltung und nichts vorhersehbar.

Antonin Dvoráks Klaviertrio in f-Moll, op. 64, verleugnete nicht den böhmischen Mutterboden, aber es war in seinen spannungsvollen Verschränkungen, Dur-Moll-Schattierungen und den Passagen einer Motorik, die sich dem Tänzerischen verweigert, ernst und groß genommen. In spätromantischem Rausch schrieb Richard Strauss zwanzigjährig sein Klavierquartett op. 13, schon bedeutende Musik, wie die Musiker zeigten, die ganz aus vollem, durchartikulierten Klang spielten und Strauss’ Künftiges hörbar machten. Beide Werke verbindet auf seltsame Weise ein ähnlicher Beginn, verhalten in den Streichern, bevor das Klavier gleichsam das Initial setzt. Als Zugabe und noch einmal in dieser unfehlbaren Balance der Instrumente und der Kunst der Sublimierung nicht weniger als ein Satz aus Johannes Brahms’ g-Moll-Klavierquartett.

Als Mittelstück aber Sándor Veress Streichtrio von 1954, ein tiefgreifendes Werk aus Schwermut und Rhythmus, mit Klopfzeichen, die gleichermaßen rhythmisieren und mahnen.