Tokio Motor Show

Aufmarsch der Sushi-Connection

Mit dem FCV zählt Honda zu den Vorreitern bei serienreifen Brennstoffzellenantrieben.
© Auto-Medienportal.net

Futuristische Studien, Kuriositäten, neue Serienmodelle und alternative Antriebe: Die 44. Tokio Motor Show ist vor allem das Heimspiel für die japanischen Automobil-Hersteller.

Von Walter Schrott

Tokio – Auf der automobilen Menükarte ist Sushi angesagt. Die 44. Tokio Motor Show, die mit Genf, Frankfurt, Paris und Detroit zu den weltweit fünf wichtigsten Automessen gehört, hat ihre Pforten geöffnet. Sie ist das Heimspiel für die japanischen Hersteller. Rund zehn Millionen Kraftfahrzeuge wurden im vergangenen Jahr in Japan gebaut, derzeit sind etwa 5,5 Millionen Menschen in der Autobranche beschäftigt.

Mit dem RX-Vision enthüllt Mazda Sportwagen-Ambitionen.
© Auto-Medienportal.net

Wir haben uns in den Hallen des Messezentrums Big Sight umgesehen. Die sprichwörtliche Verspieltheit der Japaner mündet dabei jedes Mal in ein Kuriositäten-Kabinett mit witzigen bis extrem skurrilen Studien. Auch wenn diese futuristischen Vehikel in ihrer Gesamtheit nie auf die Straßen rollen, belächelt werden sollten sie nicht. Sie liefern immer wieder Ansätze für clevere Lösungen in neuen Serienmodellen. Und bei alternativen Antrieben zeigt Nippon mit Brennstoffzellen-Concept-Cars und neuen Hybrid-Varianten weiterhin Flagge. Klar erkennbar ist auch der Trend zu kompakten SUV-Crossovern.

Das Concept Car von Lexus nimmt die neue LS-Generation vorweg.
© Hersteller

Hondas Leitgedanke „Po­wer of Dreams“ dokumentiert sich in spannenden Studien und fertigen Serienmodellen. Die Hauptrolle spielt dabei das Brennstoffzellen-Elektrofahrzeug Clarity, das zu den weltweit ersten Serienlimousinen zählt, bei denen der gesamte Antriebsstrang mit Brennstoffzelleneinheit komplett im Motor- und Getrieberaum untergebracht ist. Beachtlich ist die Reichweite von mehr als 700 Kilometern. In der Japan-Version verfügt der Clarity über eine externe Leistungsabgabe. Das heißt, er kann im Notfall elektrische Energie liefern. Ein weiteres Highlight ist der kleine Roadster S660. Schade, dass der Minisportler dem japanischen Markt vorbehalten ist. Die Freiheit des Motorrades mit der Manövrierbarkeit eines Autos vereint die dreirädrige Studie Honda Projekt 2&4.

Mit dem C-HR gibt Toyota einen Ausblick auf einen Crossover.
© Hersteller

Mazda hat mit fünf neuen Modellen Mazda2, Mazda6, CX-5, CX-3 und MX-5 aktuell eine der jüngsten Modellfamilien in Österreich und ist mit 7552 Neuzulassungen von Jänner bis September die mit Abstand erfolgreichste Japan-Marke am heimischen Markt. Und die Zeichen stehen auch global auf Wachstum: Weltweit ist der Absatz im letzten Fiskaljahr um fünf Prozent auf insgesamt 1,4 Millionen Fahrzeuge geklettert. Für große Neuentwicklungen gibt es in Hiroshima angesichts der jüngsten Modelloffensive derzeit wenig Spielraum, aber Mazda hat auf der Tokio Motor Show einen absoluten Leckerbissen im Köcher. Die atemberaubend schöne Studie RX-Vision deutet auf einen neuen RX-8 hin. Premiere möglicherweise 2017, wahrscheinlich mit Wankelmotor. Mitsubishi legt den Messe-Fokus klar auf den SUV-Trend und stellt mit der Studie eX erste Weichen für ein Serienmodell. Der sportlich-kompakte Crossover mit coupéhafter Linienführung und urbanem Charakter setzt auf Leichtbau und Elektromobilität. Der elektrische Twin-Antriebsstrang leistet 140 kW (190 PS) und beinhaltet die Allradsteuerung S-AWC mit drei wählbaren Fahrprogrammen. Die Reichweite soll 400 Kilometer betragen. Hinter der Studie verbirgt sich die nächste Generation des auch hierzulande sehr erfolgreichen ASX, die 2017, natürlich auch mit Verbrennungsmotoren, debütieren wird. Mitsubishi Motors gewährt gemeinsam mit Mitsubishi Electric auch Einblicke in die Faszination des autonomen Fahrens. Ein Prototyp bewegt sich eigenständig in Stadt und Land und sucht sich auch Park- und Ladezonen ohne Zutun des Fahrers.

Der Ignis ist eine von sechs Suzuki-Premieren in Tokio.
© Hersteller

Nissan bringt mit dem rassigen Concept Car 2020 Vision Gran Turismo einen echten Show-Knaller. Der rote Renner vermittelt erste Ausblicke auf den neuen Supersportler GTR. Ausgesprochen putzig die Studie „Teatro for Daiz“. Das rollende Tablet ist ein Paradebeispiel für totales Entertainment. Überall im Auto befinden sich Displays, denen nach Belieben alle möglichen Infos und Bilder zugeordnet werden können. Onboard-Kameras schießen Fotos, die man mit Freunden via Netz teilen kann. Gedacht für Leute, die immer und überall miteinander verbunden sind und ihre Erfahrungen teilen möchten. Die Studie ist allerdings fern der Serienreife, aber durchaus spannende Zukunftsmusik. Demnächst schon bei den heimischen Händlern: die neueste Version des weltweit erfolgreichsten Elektroautos Leaf, dessen Reichweite auf beachtliche 250 Kilometer erhöht werden konnte. Und mit der dynamisch designten Studie IDS folgt Nissan der Vision des elektrischen und autonomen Fahrens.

Mit dem 2020 Vision Gran Turismo zeigt Nissan dynamische Präsenz.
© Hersteller

Suzuki, seit Jahrzehnten erfolgreich als Kleinwagen- und Allradspezialist, präsentiert sechs Weltneuheiten und folgt mit zündenden Ideen dem hauseigenen Slogan „Way of Life“. Star ist der neue Ignis, ein Mini-Crossover, der den Bogen vom Alltagsauto zum pfiffigen Freizeitmobil spannt. Hohe Sitzposition, viel Bodenfreiheit und wahlweise Allradantrieb zeigen klar auf, wohin die Reise geht. Noch weiter geht das Ignis-Derivat Trail Concept, das mit breiten Reifen und Kunststoff-Anbauteilen an den Radkästen den Offroad-Charakter des Fahrzeuges und die hohe Allradkompetenz des Herstellers unterstreicht. In die Kategorie Spaßmobil fällt die Studie Mighty Deck samt offener Ladefläche und Textildach. Und das Concept Car Air Triser gibt Ausblicke auf einen kompakten Minivan mit drei Sitzreihen, die mit einfachen Handgriffen zu einer Lounge verwandelt werden können. Der Ignis und der völlig neu entwickelte Kompaktklassler Baleno werden 2016 bereits in Österreich debütieren.

Im Mitsubishi eX steckt wahrscheinlich die nächste ASX-Generation.
© Hersteller

Toyota präsentiert die vierte Generation des Parade-Hybridlers Prius. Der Wirkungsgrad des Benzinmotors konnte auf 40 Prozent gesteigert werden, das ist Welt-Bestwert. Damit konnten Verbrauch und Emissionen um 18 Prozent reduziert werden. Neu konstruiert wurde die Elektromotor-Antriebseinheit mit jetzt 20 Prozent weniger Reibungsverlusten. Österreich-Start ist im ersten Quartal 2016. Ein Fall für die Sinne ist die Studie ­S-FR. Der viersitzige Sportwagen erinnert mit seiner langen Motorhaube und der weit nach hinten versetzten Fahrerkabine an legendäre Gran-Turismo-Modelle aus den 1970ern. Ein Glanzlicht ist auch die Studie C-HR. Der fünftürige Crossover mit Hybridantrieb wird im Frühjahr 2016 als Serienmodell debütieren. Die zweisitzige Studie FCV Plus mit Brennstoffzellenantrieb ist ein Beitrag von Toyota für eine abgasfreie Fortbewegung. Toyotas Edelschmiede Lexus zeigt mit der Studie LF-FC die nächste Generation des 5,3 Meter langen Luxusliners LS. In Tokio mit Brennstoffzellenantrieb, beim Serienstart im Jahr 2017 aber auch mit Verbrennungsmotoren.