Bischofssynode

„Gehen wir den Weg weiter“: Papst beendet Familiensynode

Mit einer Messe im Petersdom beendete Papst Franziskus die Bischofssynode. "Gehen wir weiter auf dem Weg, den der Herr wünscht", sagte der Pontifex.
© Reuters/Alessandro Bianchi

Am Ende gab es für das Abschlussdokument der Synode eine Zwei-Drittel-Mehrheit in allen Punkten. Doch der Zwang zum Kompromiss zwischen Bischöfen aus aller Welt führte dazu, dass manches recht offen bleibt.

Rom – Kurz vor Ende der dreiwöchigen Bischofssynode in Rom hatte Papst Franziskus die Teilnehmer gemahnt, die Zeichen der Zeit nicht zu verkennen. „Die Zeiten ändern sich, und ein Christ ändert sich mit ihnen“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei einer seiner Frühmessen. Nach dreiwöchigen Beratungen legten ihm die Bischöfe am Samstag ein umfangreiches Abschlussdokument zum Thema Ehe und Familie vor. Wie weit es die Kirche verändern wird, bleibt abzuwarten.

In insgesamt 94 Punkten fasst das Papier die Positionen der Bischöfe rund um die soziale Situation der Familien, den gesellschaftlichen Wandel, den religiösen Kontext, die Flüchtlinge, Männer und Frauen, Familiengründung und auch das Scheitern einer Ehe zusammen. Alle Punkte wurden mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit angenommen.

Enge Entscheidungen bei Geschiedene in der Kirche

Am knappsten wurde es bei den Abschnitten, in denen es um den Umgang der Kirche mit den zivil wiederverheirateten Geschiedenen geht, ein Thema, das schon vor Beginn der Synode die Öffentlichkeit besonders interessiert hatte. Bisher sind dieses Paare von der Kommunion ausgeschlossen. Im Abschlussdokument ist nun davon die Rede, sie stärker in die christliche Gemeinschaft zu integrieren. Den Priestern obliegt es, jeden Fall einzeln zu beurteilen, also zum Beispiel zu unterscheiden zwischen einem Partner, der schuldlos verlassen wurde und einem, der selbstsüchtig das Weite gesucht hat.

An Klarheit bleibt der Kompromisstext der Synode hinter dem Vorschlag der deutschen Sprachgruppe zurück, der sich deutlich für die Zulassung zivil wiederverheirateter Geschiedener zu den Sakramenten in Einzelfällen und über den „Weg der Besinnung und der Buße“ ausgesprochen hatte. Trotzdem gaben sich der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und sein österreichischer Amtskollege Christoph Schönborn, nach Abschluss der Synode zufrieden.

„Ich finde diesen Text wirklich einen Schritt nach vorne“, sagte Marx vor der Presse. Es sei ein Appell an die Seelsorge, und es würden Kriterien genannt für den Umgang mit gescheiterten Beziehungen. Die Kirche werde ermutigt, diese Menschen wirklich zu begleiten. Er hoffe, dass der Papst diesen Impuls aufgreife. Kardinal Schönborn kritisierte die Fixierung der Öffentlichkeit auf die eine Frage der wiederverheirateten Geschiedenen. «Es gibt viele drängendere Fragen», sagte er, auch mit Blick auf die Not der vielen Flüchtlingsfamilien.

Politik und der Zwang zum Kompromiss

Die Zahl von 80 Gegenstimmen zum Paragraf 85 des Synodenpapiers deutet an, dass selbst die recht offen gehaltenen Formulierungen zu den wiederverheirateten Geschiedenen vielen konservativen Synodenteilnehmern schon zu weit gingen. Der Zwang zum Kompromiss führte dazu, dass ein anderes kontrovers diskutiertes Thema, der Umgang mit Homosexuellen, nur am Rande gestreift wurde. „Hier spielt die kulturelle Diversität eine wichtige Rolle“, sagte Schönborn. Bischöfe aus anderen Kulturkreisen hätten deutlich gemacht, dass eine stärkere Verankerung dieses Themas für sie politisch untragbar gewesen wäre.

Einschließlich der Vorbereitungssynode von 2014 geht nun ein zweijähriger Synodenzyklus zu Ende. Papst Franziskus hat es in der Hand zu entscheiden, was er aus den Synodenempfehlungen macht und wie viel Veränderung er in der katholischen Kirche zulässt, der in Deutschland bei unaufhörlich sinkenden Mitgliederzahlen nur noch 29,5 Prozent der Bevölkerung angehören. Marx setzt große Hoffnungen in den argentinischen Kirchenführer. „Er hat uns alle seit seinem Amtsantritt in Bewegung gebracht“, sagte er.

„Gehen wir weiter auf dem Weg“

Papst Franziskus hat bei einer Messe zumAbschluss der Synode am Sonntag dazu aufgerufen, den begonnenen Weg gemeinsam weiterzugehen. „Gehen wir weiter auf dem Weg, den der Herr wünscht. Erbitten wir von ihm einen geheilten und erlösten Blick, der Licht zu verbreiten weiß“, sagte er in der Predigt vor den Synodenteilnehmern im Petersdom. Der Argentinier betonte, es sei „die Zeit der Barmherzigkeit“, vor allem inSituationen von Elend und Konflikt.

Franziskus mahnte in seiner Predigt, es sei eine Gefahr, „angesichts der ständigen Probleme lieber weiterzugehen, ohne uns stören zu lassen“. Man dürfe nicht diejenigen ausschließen, die lästig oder nicht ebenbürtig seien. Der Argentinier warnte davor, „Weltanschauungen zu konstruieren“ und die Realität auszublenden.

Beim anschließenden Angelus-Gebet dankte der Papst allen Teilnehmern für die dreiwöchige Familiensynode. „Es war anstrengend, doch es war ein wahres Geschenk Gottes, das viele Früchte bringen wird“, sagte der Heilige Vater zu den auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen.

„Synode heißt ‚zusammen gehen‘, und wir haben in diesen Tagen zusammen das Erlebnis des gemeinsamen Gehens gemacht, vor allem mit den Familien, die auf der ganzen Welt verteilt sind“, sagte der Pontifex. In einer wahren Familie dürfe man niemanden ausschließen, auch nicht die Armen und diejenigen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Die Welt sei „eine Familie aus Familien“, sagte Franziskus. „Das Volk Gottes schreitet mit dem Schritt der Letzten voran, wie es in den Familien geschieht“. (dpa)

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