Halo 5: Guardians – Einzelspieler können getrost verzichten
Der fünfte „Halo“-Teil enttäuscht bei Story und Charakteren, kann aber mit starken Multiplayer-Modi und solidem Gameplay punkten.
Von Lukas Schwitzer
Innsbruck – Knapp drei Jahre ist es her, dass Spieler die Kontrolle über den Spieleprotagonisten mit dem besten Namen aller Zeiten übernehmen durften: Master Chief. Der Held der „Halo“-Reihe mit dem markanten Helm darf nun im offiziell fünften Teil der Serie wieder einmal unzählige Aliens über den Weltraum-Jordan schicken. Den Mittelpunkt der Bühne muss er sich diesmal aber teilen.
Wer? Wie? Warum?
Seit den Ereignissen von Teil Vier – in dem sich die Künstliche Intelligenz Cortana opfern musste – sind mehrere Monate vergangen und der Master Chief alias John ist mit seinem Team erneut im Einsatz. Bis er von Cortana kontaktiert wird, die doch noch am virtuellen Leben ist. John kennt fortan nur noch ein Ziel: Cortana zu finden. Zu diesem Zweck setzt er sich mit seinem Blue Team ab. Die oberen militärischen Etagen kommandieren daraufhin das Team Osiris und den zweiten Hauptcharakter Locke ab, den Master Chief wieder zurückzubringen.
Die fade Geschichte allerdings wird keinen Spieler vom Hocker hauen. Nicht nur fehlt es an Erklärungen – nach drei Jahren würde eine kurze Wiedereinführung nicht schaden –, die Story präsentiert sich auch sehr vorhersehbar. Eines der Probleme ist der Wechsel zwischen den beiden Protagonisten Master Chief und Locke. Die beiden sind sich schlicht und ergreifend zu ähnlich, auch ihre jeweils drei Teamkameraden sind zu austauschbar. Das hat zur Folge, dass sich der Spieler öfter in Erinnerung rufen muss, wen er denn nun eigentlich spielt. Hinzu kommt, dass auch die Gegner zwar in allerlei interessanten Variationen auftauchen, letztlich aber weniger individuelle Wiedererkennbarkeit aufweisen als ein ausgerollter Brotteig. Auf wen wir hier eigentlich schießen, ist völlig egal. Es sind Aliens. Ob von dieser oder jener Fraktion, ist eigentlich wurscht. Und zu guter Letzt: Ein durchschnittlich guter Spieler hat die Kampagne in etwa sechs Stunden durchgezockt. Für einen reinen Einzelspieler-Titel wäre das viel zu wenig.
Suche nach dem Multiplayer-Heil
Während „Halo 5: Guardians“ also bei Story und Charakteren durchfällt, lässt der Titel beim Gameplay die Muskeln spielen. Viele verschiedene Waffen stehen zur Verfügung, die sich auch äußerst unterschiedlich verhalten. Geschickt wird der Munitionsvorrat stets niedrig gehalten, so dass wir immer wieder zu neuen und exotischen Schießeisen greifen müssen, die in Griffhöhe auf Alien-Kadavern positioniert sind. Oft ist es auch ratsam, in den Nahkampf überzugehen und Gegner so buchstäblich zu überrumpeln. Die Kämpfe bekommen dadurch eine Variation und Dynamik, die von Gegnern und Umgebung alleine nicht geboten wird. Zwar sind die Kampfumgebungen umfangreich und lassen oft die Möglichkeit offen, Gegner in die Zange zu nehmen. Letztlich sind die meisten Regionen aber sehr ähnlich aufgebaut.
Wenig überraschend also, dass „Halo 5“ im Multiplayer-Modus seine wahre Berufung findet. Koop-Missionen und spannende Modi wie die neuen „Warzones“ für bis zu 24 Spieler motivieren immer wieder, intelligentes Matchmaking sorgt dafür, dass sich niemand völlig hilflos fühlen muss. Die so genannten Requisitionskarten, die als Belohnungssystem fungieren, können zwar über Micro-Payments auch gekauft werden. Die wenig aufdringliche Art der Präsentation macht dies aber weniger ärgerlich als in vielen anderen Spielen.
Fazit
Spieler, die sich online gerne gegenseitig mit Freunden oder Fremden beharken, werden an „Halo 5: Guardians“ ihre helle Freude haben. Für alle anderen bietet Entwickler 434 Industries nur wenige Kaufgründe. Jahrelange „Halo“-Fans, die unbedingt die große Gesamt-Story mitverfolgen wollen, werden von der Geschichte um Master Chiefs Ausflug ins Ungewisse ebenso enttäuscht werden wie Neulinge. Es sind eben die Stärken, die „Halo“-Spiele immer schon mitbrachten, die auch „Guardians“ ausmachen: Intensive Gefechte, spannende neue Waffen, gutes Gameplay und motivierende Multiplayer-Möglichkeiten.
Entwickler: 343 Industries
Publisher: Microsoft Studios
„Halo 5: Guardians“ ist für die Xbox One erhältlich.
Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.