„Air Kokain“-Affäre

Sarkozy kritisiert Ortung seines Handys bei Drogenermittlungen

Frankreichs Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy.
© REUTERS/Eric Gaillard

Hintergrund ist eine Affäre um Drogenschmuggel in gecharterten Flugzeugen aus der Karibik nach Frankreich.

Paris – Eine unter dem Namen „Air Kokain“ bekannte Drogenschmuggel-Affäre hat zu einem Schlagabtausch zwischen der französischen Regierung und Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy geführt. Der konservative Oppositionschef warf Präsident Francois Hollande am Dienstag vor, vermutlich über eine Ortung seines Handys im Zuge von Justizermittlungen informiert gewesen zu sein.

Premierminister Manuel Valls wies dies umgehend zurück. Hintergrund ist eine Affäre um Drogenschmuggel in gecharterten Flugzeugen aus der Karibik nach Frankreich. Im Zuge der Ermittlungen fiel auf, dass Sarkozy nach seiner Abwahl 2012 einmal in einer Chartermaschine flog, die zu einem anderen Zeitpunkt für den Transport von Drogen eingesetzt worden sein soll. Eine Untersuchungsrichterin in Marseille ordnete deswegen eine Ortung von Sarkozys Handy an, wie die Zeitung „Journal du Dimanche“ am Wochenende berichtete.

Sarkozy zeigte sich in einem Interview mit der Tageszeitung „Le Parisien“ vom Dienstag empört über dieses Vorgehen - und stellte die Frage, inwieweit die jetzige sozialistische Regierung darüber informiert war. „Glauben Sie, dass das Handy des Oppositionsführers geortet wird (...), ohne dass die Justizministerin darüber informiert wird? Ich stelle diese Frage. Und wenn die Justizministerin darüber informiert wird - redet sie nicht mit dem Präsidenten?“

Sarkozy hat der Regierung seines Konkurrenten Hollande in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen, in einer Reihe von Affären hinter den Ermittlungen der Justiz gegen ihn zu stecken - unter anderem als bekannt wurde, dass in einem anderen Fall sein Handy von der Polizei angezapft wurde.

Premier Valls wies aber am Dienstag jegliche Kenntnis der Regierung über die Handyortung zurück: Das Justizministerin sei zwar über die Ermittlungen zur „Air Kokain“-Affäre im Allgemeinen unterrichtet worden, nicht aber über die Maßnahmen der Ermittler mit Blick auf Sarkozy.

Getrennt von dem Fall „Air Kokain“ laufen in Paris Ermittlungen zu insgesamt drei Flügen Sarkozys in gecharterten Flugzeugen in den Jahren 2012 und 2013. Weil die Flüge vom Unternehmen eines Sarkozy-Freundes gezahlt wurden, besteht der Verdacht einer Veruntreuung.

Die „Air Kokain“-Affäre hatte zuletzt in Frankreich für gewaltige Schlagzeilen gesorgt: Zwei wegen Drogenschmuggels in der Dominikanischen Republik zu 20 Jahren Haft verurteilte französische Piloten setzten sich vor knapp zwei Wochen bei einer abenteuerlichen Flucht von der Karibikinsel ab. In Frankreich wurden sie am Montag festgenommen. Am Dienstag wurde einer der Piloten der Untersuchungsrichterin in Marseille vorgeführt. (APA/AFP)