„Eine zusätzliche Chance für Elektromobilität“
Uwe Hochgeschurtz, Renault-Generaldirektor für Österreich und die Schweiz, erklärt die Modell-Offensive der Franzosen.
Wie läuft es derzeit mit dem neuen Espace — erfüllt er die Erwartungen von Renault?
Uwe Hochgeschurtz: Der neue Espace erfüllte unsere Erwartungen von Anfang an. Die Verbindung des Praktischen, der Erhalt bekannter Kompetenzen, mit dynamischem Design, moderner Technologie und innovativen Details wird von vielen Kunden, sowohl bestehenden als auch neuen, geschätzt. Die Weiterentwicklung, die wir durch den neuen Espace in Sachen Prestige und Image erfahren, und die auch der neue Talisman und der neue Mégane fortsetzen werden, wird uns langfristig stärken.
Renault versucht sich mit dem Talisman wieder in der Mittelklasse — was kann besser laufen als mit dem Laguna?
Hochgeschurtz: Der Talisman ist ein vollkommen neu entwickeltes Modell, basiert technologisch weitgehend auf dem Renault Espace, ist also in jeder Hinsicht auf dem neuesten Stand und wurde von Laurens van den Acker perfekt in die erfolgreiche Renault-Design-Linie integriert. Zudem wurde seitens Renault im vergangenen Jahr ein Investment von 420 Millionen Euro in das Werk Douai in Frankreich getätigt, in dem der Talisman wie auch der Espace produziert werden. Dadurch wird ein hoher Qualitäts- und Verarbeitungsstatus garantiert, der für Fahrzeuge in diesem Segment unverzichtbar ist.
Der Mégane der neuesten Generation steht vor dem Marktstart — wie hebt er sich aus der Masse des Kompaktwagenangebots hervor? Wann kommt der Grandtour?
Hochgeschurtz: Der neue Mégane basiert weitgehend auf der Plattform des neuen Talisman und Espace, bringt also einiges an innovativer Technik in sein Segment mit. Beispiel 4Control: Der Mégane ist das erste Fahrzeug seines Segments, für das eine Allradlenkung verfügbar ist. Mit einer Motorenpalette mit Leistungen von 100 bis 205 PS im vorläufigen Topmodell GT ist Renault auf dem heimischen Markt gut aufgestellt. Ab 2017 bringt Renault zudem einen Diesel-Hybrid-Variante des Mégane, die dank eines 48-kW-Elektromotors einen kombinierten Verbrauchswert von 3,0 Liter pro 100 Kilometer (76 g CO2/km) ermöglichen wird. Der Grandtour wird im Herbst 2016 folgen.
Elektroautos sind kaum auf unseren Straßen zu sehen. Wie geht es Renault dabei, zumal die Marke den alternativen Antrieb überdurchschnittlich beworben hat?
Hochgeschurtz: Elektromobilität zählt zu den wichtigsten Antriebstechnologien, um Emissionen signifikant zu reduzieren und die ambitionierten Umweltziele bis 2020 zu erreichen. Wir zählen zu den Pionieren in diesem Segment. Bis vor Kurzem gab es wenige Mitbewerber, die ein alltagstaugliches Elektroauto in Großserie anbieten konnten. Aber Konkurrenz belebt den Markt und mit dem Eintritt von deutschen Anbietern steigen auch die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein für Elektromobilität.
Renault macht viel Werbung für den Kadjar — zahlt sich das aus?
Hochgeschurtz: Da Renault mit dem Kadjar erst kürzlich in dieses Segment eingestiegen ist, muss man natürlich auch in Sachen Werbung verstärkt aktiv sein, um dieses Produkt bekannt zu machen. Die Kompakt-SUV erfreuen sich großer Beliebtheit, sind also ein wichtiger Markt, auch deswegen geht Renault hier in die Offensive.
Was passiert mit der Alpine-Marke?
Hochgeschurtz: Die Marke Alpine ist derzeit im Rennsport vertreten. Renault hat bereits angekündigt, einen Alpine auch wieder für die Straße zu produzieren, der Marktstart wird voraussichtlich 2017 erfolgen.
Wie schlägt sich Renault in Österreich?
Hochgeschurtz: Renault befindet sich derzeit auf einem guten Weg. Wir halten bis Ende August in unseren derzeitigen Kernmärkten, dem A-, B- und C-Segment, sehr gute Positionen. Auch in den höheren Segmenten, die wir seit der diesjährigen Einführung des Espace V und des Kadjar mit zwei völlig neuen Modellen bespielen, sieht es durchwegs gut aus. Mit diesen beiden Modellen liegen wir sogar über unserer Planung. Anfang nächsten Jahres folgen mit dem Talisman und dem Mégane zwei weitere wichtige Produkte, der Trend wird sich also fortsetzen.
Schlägt sich das Diesel-Fiasko von Volkswagen auf die Branche nieder? Kann Renault davon profitieren?
Hochgeschurtz: Renault kann seinen Kunden versichern, dass keine Manipulations-Software eingesetzt wird. Gezielt Profit aus dieser Sache zu ziehen, ist nicht unser Stil und würde vom Kunden auch nicht geschätzt werden. Möglicherweise birgt aber diese Sensibilisierung der Autofahrer auf das Schadstoffthema eine zusätzliche Chance für Elektromobilität in sich.
Das Gespräch führte Markus Höscheler