CA oder das koalitionäre Gift der frühen Jahre
Als Anfang 1997 die rote Bank Austria die schwarze Creditanstalt kaufte, kam es zum anhaltenden schwarz-roten Vertrauensbruch.
Von Michael Sprenger
Wien –Im Jänner 1997 wurde besiegelt, was zuvor über Monate die rot-schwarze Koalition gelähmt und letzten Endes entzweit hatte. Die rote Bank Austria kaufte die schwarze Creditanstalt (CA). Die Republik bekam dafür 17,1 Milliarden Schilling.
Dieser Bankendeal sorgte für eine Vergiftung zwischen den Parteien. Wochen später verließ Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) die Politik, Finanzminister Viktor Klima wurde sein Nachfolger. Drei Jahre später rächte sich Wolfgang Schüssel. Er machte sich mit Hilfe Jörg Haiders (FPÖ) als Chef der drittstärksten Partei zum Kanzler und schickte die SPÖ in die Opposition. Bis heute ist das Vertrauen zwischen SPÖ und ÖVP erschüttert.
Die Autoren Herbert Cordt, Helmut Kramer und Gerd Millmann haben nun in ihrem Buch „Auf der Überholspur“ neue Fakten zu dem Bankendeal ans Tageslicht gebracht. In ihrer österreichischen Wirtschaftsgeschichte von 1955 bis 2015 bekommt der CA-Kauf seinen Platz. Jahre später geben Akteure von einst in Interviews für dieses Buch reichlich Auskunft.
Und so wissen wir nun, dass es keinesfalls ein lang gehegter bösartiger Plan der Roten war, den Schwarzen ihre Hausbank unter dem Hintern wegzukaufen. Ganz im Gegenteil. Klar war, darüber herrschte Anfang der 1990er-Jahre Einigkeit, dass die CA privatisiert werden sollte. Der frühere Banker Vranitzky machte sich auf die Suche nach einem möglichen Käufer. Er traf sich mit Rainer Gut, Präsident der Credit Suisse. Gut zeigte starkes Interesse. Vranitzky wusste, dass er die ÖVP im Boot haben musste. Er vermittelte einen Termin mit dem damaligen ÖVP-Chef Erhard Busek und Nationalbank-Präsidentin Maria Schaumayer. Doch die ÖVP legte sich sofort quer. Ein Verkauf der CA ins Ausland komme nicht in Frage.
Auch die Raiffeisenbankgruppe wollte die CA. Als Raika-General Christian Konrad zuerst Busek diese Idee präsentierte, antwortete der nur mit einem „Alles Gute“. Konrads Idee wäre gewesen, den Namen Creditanstalt zu erhalten. Mit dem Beisatz: „Spitzeninstitut der österreichischen Raiffeisenbanken“. Doch daraus wurde nichts. Raika-Vorstand Walter Rothensteiner formuliert es so: „Wir waren sehr interessiert an der CA, aber das ist in Wahrheit an der bürgerlichen Seite gescheitert. Unsere eigenen Leute haben gesagt: Das brauchen wir nicht.“
Dann kam Gerhard Randa ins Spiel. Der damalige Bank-Austria-Chef informierte Vranitzky in einem Schwechater Wirtshaus über seinen Plan, die CA zu übernehmen. Der Kanzler blockte ab: „Ich habe alles dagegen, denn das ist eine innenpolitische Lawine, eine Bombe, das geht nicht.“ Es wurde weiter verhandelt. Im Wall Street Journal machte man sich schon über Österreich lustig. Irgendwann kam Randa erneut zum Kanzler und sagte: „Ich kaufe die Bank.“ Weil es sonst niemand mehr gab, der Interesse zeigte, sagte Vranitzky: „Na bitte schön.“