Österreich, die Schweiz und ein Hauch von Weltklasse
Im spanischen Trainingscamp der Nummer zehn der Welt (Österreich) erhärtet sich der Verdacht, dass Ramazan Özcan, Marcel Sabitzer und Jakob Jantscher gegen die Nummer elf der Welt (Schweiz) spielen werden.
Von Hubert Winklbauer
Valencia – „Geht es nach den Gerüchten, hätte ich schon mit allen europäischen Topklubs verhandelt.“ Gestern hatte es wieder heiße News um Aleksandar Dragovic gegeben. Angeblich wollen ihn die Stuttgarter. Aber via Alicante hat er die Fußballwelt wissen lassen, dass er auch in der nächsten Saison europäisch spielen möchte. Und das wird sich mit Stuttgart nicht ausgehen. Wo die Reise des unumstrittenen, 24-jährigen rotweißroten Abwehrbosses hingehen wird, wird auch einiges mit seiner Leistung bei der EM in Frankreich zu tun haben. Nach oben hin ist beim „Drago“ alles offen. Angeblich war er ja von Manchester-United-Scouts beobachtet worden. Und von denen des FC Barcelona auch.
Gestern winkte der Dynamo-Kiew-Legionär zum Stuttgart-Thema ab, wollte über die politische Situation in der Ukraine – „Ich kriege davon zu wenig mit, um politische Wertungen abzugeben“ – auch nicht reden, um sich gesprächiger zu zeigen, als es um sein erstrangiges Ziel ging: besser werden. In jedem Training, jedem Spiel, um etwas von seinem individuellen Leistungszuwachs auch ans ÖFB-Team abzugeben.
Dass es gegen die Schweiz gehe, sei für ihn, der zwischen 2011 und 2013 mit dem FC Basel drei Mal Meister geworden war, etwas Besonderes. Dort hatte er auch mit Xherdan Shaqiri, der jetzt bei Stoke City Arnautovic-Kollege ist, zusammengespielt. Mit dem „Shaqi“ sei er gut Freund, in dem sieht er fürs Dienstag-Spiel in Wien auch einen der gefährlichsten Gegenspieler.
Schweizer loben ihren Teamchef
Shaqiri, der im Gegensatz zu Arnautovic in Stoke in dieser Saison noch nicht getroffen hat, outete sich jüngst als Fan von Vladimir Petkovic, der 2013 von Lazio Rom gekündigt worden war, weil an die Öffentlichkeit gedrungen war, dass er mit dem Schweizer Verband Geheimverhandlungen führte: „Wir spielen unter ihm attraktiv und erfolgreich, was will man mehr?“ Klingt nach dem, was die ÖFB-Teamspieler über Koller sagen.
Mit großer Wahrscheinlichkeit auch Jakob Jantscher. Denn es sieht ganz so aus, dass der wieder einmal von Beginn an im Team spielen darf. Am 14. November 2012 gegen Elfenbeinküste (0:3) war es das letzte Mal, dass der 26-jährige Grazer die Bundeshymne auf dem Feld singen durfte. Jetzt ist er wieder da. 42 Spiele hat er für Luzern gespielt, die meisten davon gut, sieben Tore dabei geschossen. Er wird in die Rolle des verletzten Junuzovic schlüpfen müssen. Sabitzer, so die Trainingseindrücke, wird Harnik ersetzen, Keeper Ramazan Özcan sein fünftes Länderspiel absolvieren. Die Nummer zehn der Welt wird Dienstag im Wiener Stadion auf die Nummer elf der Welt treffen. Ein Hauch von Weltklasse also.
Janko versetzt in Alarmbereitschaft
Den Schweizern ist dieses Spitzendasein vertrauter, ihr Selbstvertrauen mit den Jahren sukzessive gewachsen. Insgesamt haben sie sich zehn Mal für Weltmeisterschaften qualifiziert. In England (1996) und Portugal (2004) waren sie EM-Teilnehmer. Das werden sie 2016 in Frankreich auch sein. 2008 mussten sie sich als Veranstalter nicht qualifizieren. Die Schweizer sind also schon längst, was Österreich erst werden will: Stammgast bei Großveranstaltungen. Wer das schaffen will, braucht Siegermentalität. Die haben die Schweizer. Und auch Respekt vor dem ÖFB-Team, in gebündelter Form auf Marc Janko gerichtet. Den fürchten sie. Wer in elf Spielen für Basel zehn Mal (!) trifft, der muss gut sein. Und wer wie Janko in den letzten sieben Länderspielen sieben Mal getroffen hat, der versetzt in Alarmbereitschaft. Trifft Janko auch gegen die Schweiz, würde er mit insgesamt 26 Toren mit Sindelar und Herzog gleichziehen.