Bühne frei fürs virtuelle Theater
Das Google Cultural Institute lädt zum Streifzug durch Opernhäuser und Theater.
Wien –So nah wie mit einem Smartphone oder Tablet kommt man den Berliner Philharmonikern ansonsten nicht. „Steigen Sie auf die Bühne“, lockt Google den Nutzer auf seiner am Dienstag in Berlin präsentierten Mediathek der Darstellenden Künste. 60 Theater, Orchester und Opernbühnen bieten auf der Website des Google Cultural Institute Einblick in ihre Häuser. Das Institute hat bislang die Sammlungen von mehr als 800 Kunstmuseen und Archiven online zugänglich gemacht, nun wurde der Aktionsradius mit renommierten Institutionen wie der Royal Shakespeare Company in Großbritannien, der Carnegie Hall in den USA oder der Wiener Staatsoper um die performativen Künste erweitert. Beeindruckend sind insbesondere die 360-Grad-Videos: Hier kann der Betrachter den Bildausschnitt je nach Bewegung von Smartphone oder Tablet verändern, steht mit den Tänzern der Pariser Oper auf der Bühne oder sitzt mit den Berliner Philharmonikern im Orchestergraben. Ändert der Nutzer die Kameraposition, kann er etwa auch Sir Simon Rattle beim Dirigieren über die Schulter schauen. Noch intensiver wird das Erlebnis mit den Virtual-Reality(VR)-Brillen Google Cardboard, einer kostengünstigen Version der teuren VR-Brillen der Firma Oculus, die Facebook-Gründer Mark Zuckerberg für zwei Mrd. US-Dollar gekauft hat. Die Zukunft der Bildung und Kommunikation liege in der virtuellen Realität, ist Zuckerberg überzeugt. Auch in Deutschland glaubt man an das Zukunftsgeschäft. Medienriesen wie Springer oder ProSieben sind zuletzt etwa beim kalifornischen 3D-Start-up Jaunt eingestiegen.
Den Kulturinstitutionen liefert Google nun die fehlende Technologie und profitiert vom positiven Image. Dort will man den Anschluss an die digitale Welt nicht verpassen. Dominique Meyer, Direktor der Wiener Staatsoper, begrüßt etwa „sehr die Initiative von Google, wichtige Kunst- und Kulturinstitutionen der Welt vereint online zugänglich zu machen und diesen eine bedeutende digitale Plattform zu bieten“, wie Meyer in einer Aussendung des Internetgiganten zitiert wird.
360-Grad-Videos aus der Wiener Staatsoper gibt es bislang zwar noch keine, ein virtueller Rundgang durch das Haus – von der Eingangshalle über den Orchestergraben in die Logen – wird durch die Google-Street-View-Technologie ermöglicht. Die Geschichte des Hauses wurde in Bilder-Galerien und Web-Stories aufbereitet, besonders stolz ist man laut Aussendung auf eine Gigapixel-Aufnahme des Gemäldes „Die Musik auf Adlerschwingen“ von Karl Madjera im ehemaligen Teesalon des Kaisers. Die Aufnahme lässt Details erkennen, die dem Besucher normalerweise verborgen bleiben. (TT)