Schienenverkehr

ÖBB könnte Nacht- und Autozüge der Deutschen Bahn übernehmen

(Symbolfoto)
© ÖBB

Einem Medienbericht zu Folge gibt es bereits intensive Verhandlung zwischen Deutscher Bahn und den ÖBB.

Stuttgart, Wien – Die Deutsche Bahn (DB) plant bis Mitte 2016 alle Autoreisezüge und auch einen Großteil der Nachtverbindungen im Personenverkehr einzustellen. Nun scheint es aber eine Chance auf die Fortführung dieser Angebote zu geben. Laut der Stuttgarter Zeitung verhandeln die DB und die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) über eine Übernahme.

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn werde bei seiner Sitzung am 16. Dezember über den Rückzug beraten, schreibt die Zeitung. Die Konzernspitze begründe das geplante Ende der Auto- und Nachtzüge mit mangelnder Rentabilität und hohem Investitionsbedarf. Dies werde im Nachbarland Österreich anders gesehen.

„Wir halten an unseren Nachtzügen fest und sind zufrieden mit der Entwicklung“, meint hingegen ÖBB-Sprecher Michael Braun gegenüber der „Stuttgarter Zeitung“. Nachtzüge seien zwar ein Nischenprodukt, aber wichtig für manche Kunden. Auf Fragen zu Gesprächen mit der Deutschen Bahn ging er nicht ein. Eine APA-Nachfrage blieb am Freitagvormittag unbeantwortet. Die ÖBB betreiben bereits die Nachtreisezüge Wien-Hamburg und Wien-Düsseldorf durchgehend und bieten laut Braun seit Kurzem auch die Möglichkeit, zwischen Wien und Düsseldorf das Auto mitzunehmen.

Neben vielen Nachtzügen hat die Deutsche Bahn bereits fast alle Autozüge aus den Fahrplänen gestrichen. Letztere fuhren jahrzehntelang unter anderem nach Italien, Frankreich und in die Schweiz und waren bei Urlaubern und vor allem Motorradfahrern sehr beliebt, die stressfrei in die Berge oder ans Mittelmeer reisen wollten.

Politisch ist der Rückzug der Deutschen Bahn aus dem Nachtzugverkehr umstritten, Bahn-Verkehrsvorstand Berthold Huber wurde bereits zweimal in den Verkehrsausschuss des Parlaments bestellt, seine Aussagen seien aber erneut vage und unscharf gewesen, berichteten Teilnehmer laut „Stuttgarter Zeitung“.

In vertraulichen Unterlagen für die Aufsichtsräte sei bereits vorgesehen, dass „ab Mitte 2016 keine weiteren Ansätze für Nachtreiseverkehre“ stattfinden. Umfangreiche Investitionen in den „teilweise überalterten Fahrzeugpark“ ließen sich „wirtschaftlich nicht rechtfertigen“, zitiert die Zeitung. Die Sparte schreibe „seit Jahren Verluste in zweistelliger Millionenhöhe“ und stehe zudem durch Nachtbus- und Billigflugangebote „stark unter Druck“. Die letzten Autoreisezüge sollen ebenfalls Ende 2016 aufs Abstellgleis rollen.

Dabei seien trotz vernachlässigter Modernisierungen aber besonders die Nachtzüge noch immer gut gebucht, und die Nachfrage sei stabil. Wörtlich habe das so sogar der frühere DB-Vorstand Ulrich Homburg noch Anfang des Jahres im Verkehrsausschuss des Bundestages einräumen müssen. Zuvor hatte der Konzern den Eindruck vermittelt, die Fahrgastzahlen würden sinken, so die Zeitung. (APA, AFP)