Klimawandel bringt Skigebiete in Bedrängnis
Neue Tierarten verdrängen alte, Skigebiete werden unrentabel, Gefahrenzonenpläne sind veraltet: Der Klimawandel in Tirol und im Ökosystem Alpen.
Von Brigitte Warenski
Innsbruck –Seit der vorindustriellen Zeit ist die Durchschnittstemperatur auf der Erde um 0,85 Grad Celsius angestiegen. Werden keine Weichen für eine klimagerechtere Zukunft gestellt, gehen Prognosen bis 2100 von einer Erderwärmung von 1,5 bis 4,5 Grad aus.
Verantwortlich dafür sind Treibhausgase, die beim Verbrennen von Kohle, Öl und Gas entstehen. Auf der UNO-Klimakonferenz in Paris wollen nun 195 Staaten bis zum 11. Dezember einen Weltklimavertrag aushandeln und sich auf eine Reduzierung der CO2-Emissionen einigen.
Wird kein Ziel ausgehandelt, drohen tiefgreifende Veränderungen der Umwelt und Folgen für die gesamte Menschheit. Die Pegel der Weltmeere könnten um einen Meter steigen und Länder wie die Niederlande und die Malediven von der Landkarte verschwinden.
Aber auch in den Alpen reagiert das Ökosystem besonders empfindlich auf Klimaänderungen. Laut neuestem Gletscherbericht gingen die österreichischen Gletscher 2014 im Durchschnitt um 10,3 Meter zurück. Den größten Rückgang verzeichnete man mit 91 Metern am Gepatschferner im Kaunertal.
Wie sehr Tirol auch sonst die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommt, erklären Experten aus verschiedenen Wissensgebieten. So könnte durch Muren und Felsstürze der ohnehin enge Siedlungsraum – nur 12 % Tirols sind besiedelbar – weiter unter Druck geraten.
Der Chef der Tiroler Landesgeologie, Gunther Heißel, fordert daher, „viel mehr Ernst in die Raumordnung zu legen“. Heißel warnt davor, sich zu sehr auf Gefahrenzonenpläne zu verlassen: „Sie sind schnell Schnee von gestern.“ Aber auch der Tourismus steht aufgrund des Klimawandels vor großen Herausforderungen.
Geht man von einer Erwärmung um 2 Grad Celsius bis Mitte des Jahrhunderts aus, sind laut Geograph Robert Steiger die östlichen Skigebiete in Tirol nicht mehr schneesicher. Sogar für die Beschneiung könnten die klimatischen Bedingungen „zu ungünstig sein oder Kostenaufwand oder Ressourcenverbrauch zu hoch und der Skibetrieb somit unwirtschaftlich“.
Besonders ungünstig sind zudem die Temperaturprognosen für den Alpenraum: „Bis Ende des Jahrhunderts wird eine Steigerung um etwa 3,5 Grad Celsius gegenüber dem aktuellen Klima erwartet. Das ist eine sehr starke Erwärmung“, sagt Johannes Vergeiner von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Tirol.
Klimawandel Tirol
Gunter Heißel (Landesgeologe)
1.