Justiz und Kriminalität

US-Justizministerium untersucht nach Gewaltakten Chicagos Polizei

US-Justizministerin Loretta Lynch.
© imago stock&people

US-Justizministerin Loretta Lynch nimmt die Ermittlungen endlich in die eigene Hand, nachdem sich Fälle von Gewalt gehäuft haben.

Washington – Nach der Veröffentlichung von Videoaufnahmen tödlicher Polizeischüsse auf einen afroamerikanischen Jugendlichen untersucht das US-Justizministerium den Einsatz von Gewalt durch die Polizei von Chicago. US-Justizministerin Loretta Lynch sagte am Montag, die Ermittlungen sollten herausfinden, ob die Polizei systematisch gegen Bundesgesetze und die Verfassung verstoße habe.

Die Untersuchung dreht sich den Angaben zufolge vor allem um die Anwendung tödlicher Gewalt und mögliche rassistische Diskriminierung. Außerdem würden die internen Kontroll- und Disziplinarmechanismen der Polizeibehörde überprüft, sagte Lynch.

Die Behörden in Chicago hatten Ende November ein Video vom Oktober 2014 veröffentlicht, auf dem zu sehen ist, wie der weiße Polizist Jason Van Dyke den 17-jährigen Laquan McDonald mit 16 Schüssen niederstreckte. Van Dyke fühlte sich nach Angaben seiner Anwälte bedroht von McDonald, der ein kleines Messer mit sich geführt haben soll. Die Staatsanwaltschaft sah aber keine Anzeichen für Notwehr und klagte den Polizisten wegen Mordes an.

Tausende Menschen waren in Chicago auf die Straße gegangen, um gegen Polizeigewalt zu demonstrieren. Außerdem warfen sie den Behörden Vertuschung vor und brachten mit der Parole „16 Schüsse - 13 Monate“ ihren Unmut über die späte Anklage des Polizisten zum Ausdruck. Vergangene Woche hatte Chicagos Bürgermeister Rahm Emanuel den Polizeichef der Stadt entlassen.

Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze haben wiederholt für Empörung und Aufruhr in der afroamerikanischen Bevölkerung gesorgt. Im Sommer 2014 hatte die Tötung des 18-jährigen Michael Brown in Ferguson im Bundesstaat Missouri schwere Unruhen ausgelöst. Der verantwortliche Polizist wurde nicht angeklagt, obwohl Brown unbewaffnet war. Im April hatte der Tod des Schwarzen Freddie Gray im Polizeigewahrsam in Baltimore zu Ausschreitungen in der Ostküstenstadt geführt. (APA/AFP)

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