Schweizer Börse feiert 20 Jahre vollelektronischen Handel

Zürich (APA/sda) - Schreiende Händler, die sich gegenseitig Aktien und Obligationen feilbieten, sucht man an der Zürcher Selnaustraße heute ...

Zürich (APA/sda) - Schreiende Händler, die sich gegenseitig Aktien und Obligationen feilbieten, sucht man an der Zürcher Selnaustraße heute vergebens. Die Ringe sind verwaist, es herrscht gespenstische Ruhe. Längst haben die Händler die Börse verlassen und arbeiten dezentral von den Räumlichkeiten ihrer Banken aus.

Der Siegeszug des elektronischen Börsenhandels ist eng mit der wachsenden Globalisierung in den 1980er und frühen 1990er Jahren verbunden. Unternehmen begannen sich damals stärker über den Kapitalmarkt zu finanzieren. Die Folge war eine stark steigende Emission von Wertpapieren. Die immer größeren Handelsvolumen waren mit dem herkömmlichen Parketthandel schlicht nicht mehr zu bewältigen.

Am 8. Dezember 1995 startete an der Börse in Zürich - heute SIX Swiss Exchange genannt - der elektronische Handel mit Wertpapieren. Nach gut dreieinhalbjähriger Planungszeit wurden am kleinen Ring für ausländische Aktien Auftragseingabe, Handel, Verrechnung, Abwicklung sowie Verwahrung der Titel elektronisch integriert.

Der Schritt war weltweit ein Novum und ließ die internationale Bedeutung des Börsenplatzes Zürich sprunghaft ansteigen. Im Folgejahr wurden auch die Ringe für die Schweizer Aktien und Optionen sowie die Obligationen etappenweise auf die elektronische Plattform überführt.

Durch die Umstellung auf den elektronischen Handel explodierten die gehandelten Quantitäten förmlich. Im Boomjahr 1997 wurde bereits die Umsatzmarke von 1.000 Milliarden Franken (aktuell 923 Mrd. Euro) geknackt. Der SMI stieg binnen eines Jahres um 59 Prozent.

Heute werden an der Schweizer Börse pro Handelstag durchschnittlich 4,6 Mrd. Franken umgesetzt. Die Summe der in den Depots verwalteten Kundenvermögen beträgt 3,2 Billionen Franken. Um die Sicherheit zu gewährleisten, werden jeden Tag 85 Terabyte (85.000 Gigabyte) an Back-up-Daten abgespeichert.

Doch Computer haben weit geringere Platzbedürfnisse als Menschen. Das massige Börsengebäude an der Selnaustraße - 1992 noch für den klassischen Parketthandel erbaut - hat bald ausgedient. 2017 zieht die Swiss Exchange in ein kleineres und kostengünstigeres Gebäude im Hardturmpark ein.

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