Pharma-Firma erhöht Preis für Medikament um 5000 Prozent
In den USA ist ein Streit wegen der Preispolitik von Arzneimittelherstellern entbrannt. Mittwoch fanden die ersten Anhörungen im Kongress statt.
Washington – Eine Serie von enormen Preissprünge bei Medikamenten machte in den USA Schlagzeilen. Begonnen haben die Auseinandersetzungen nachdem der Pharmahersteller Turing Pharmaceuticals im September die Rechte für das Medikament Daraprim erwarb und den Preis von 13,50 Dollar je Tablette auf 750 Dollar erhöhte - ein Sprung von mehr als 5.000 Prozent. Die Arznei ist seit 62 Jahren auf dem Markt und wird auch bei Aids-Patienten und schwangeren Frauen eingesetzt.
Ein Sonderausschuss des Senats für Altersfragen lud nun in einer ersten Anhörung Krankenhausdirektoren und Ärzte ein, die von massiv gestiegenen Kosten bei zum Teil seit Jahrzehnten verwendeten Arzneimitteln berichteten.
Ein Kinderarzt aus Alabama schilderte den Abgeordneten, wie die Kosten für die Behandlung eines einzigen an der Parasitenkrankheit Toxoplasmose erkrankten Säuglings mit dem Mittel Daraprim von 1.200 Dollar auf 69.000 Dollar (von 1.097 auf 63.066 Euro) angestiegen seien. Wegen der Vertriebspraktiken von Turing Pharmaceuticals sei es zudem schwer, gewisse Versionen des Medikaments überhaupt noch zu bekommen. „Hier steht das Leben von Säuglingen auf dem Spiel“, sagte er.
Die republikanische Ausschussvorsitzende Susan Collins erklärte, die vier untersuchten Unternehmen - Turing und Valeant Pharmaceuticals, Rodelis Therapeutics und Retrophin - wirkten auf sie „mehr wie Hedgefonds als traditionelle Pharma-Unternehmen“. Die Demokratin Claire McCaskill sagte, der Gesetzgeber habe die Pflicht, Patienten vor „reiner Geldgier“ zu schützen.
Neben dem Kongress beschäftigt sich bereits die US-Staatsanwaltschaft mit der Preispolitik. Diese ist auch im Präsidentschaftswahlkampf ein Thema: Die aussichtsreichste demokratische Bewerberin Hillary Clinton hat ein Maßnahmenpaket vorgelegt, um einen von ihr ausgemachten Preiswucher in der Pharmabranche zu stoppen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern gibt es in den USA dort bisher kaum Kontrollen. Einige Unternehmen, darunter auch Turing, haben nach dem öffentlichen Aufschrei inzwischen angekündigt, ihre Preispolitik anzupassen. (APA, Reuters)