Von Wien Museum zu Bundestheatern: Christian Kircher leitet Holding

Wien (APA) - Er selbst beschreibt sich als konsens- wie konfliktfähigen „Blitzgneißer“, der seit frühester Kindheit sowohl an Geld als auch ...

Wien (APA) - Er selbst beschreibt sich als konsens- wie konfliktfähigen „Blitzgneißer“, der seit frühester Kindheit sowohl an Geld als auch an Kunst interessiert gewesen ist: Mit Christian Kircher hat Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) am Donnerstag den neuen Geschäftsführer der Bundestheater-Holding vorgestellt. Antreten wird der derzeitige Finanzdirektor des Wien Museums seinen Posten ab 1. April.

Bis dahin wird Interims-Chef Günter Rhomberg noch die Geschicke der Holding leiten, die er nach dem Rücktritt von Langzeit-Geschäftsführer Georg Springer im Sommer 2014 übernommen hat. Hervorgehoben wurde bei der Präsentation im Bundeskanzleramt vor allem die kulturelle Kompetenz des Betriebswirts, der seine Karriere in der Marketingabteilung des Dorotheums begonnen hat, Zwischenstopps bei u.a. Unilever - Elida Fabergé und Gillette einlegte und mittlerweile seit zehn Jahren für die Finanzen des Wien Museums verantwortlich zeichnet. Der 51-jährige Kärntner ist Aufsichtsrat im Arnold Schoenberg Center und stellvertretender Obmann des Wiener Theatervereins sowie auch als Chorsänger aktiv. In dieser Funktion hat er auch schon in der Volksoper und im Burgtheater gesungen.

„Einzige Vorgabe war, wir sollen den neuen Chef an Günter Rhomberg messen“, ließ Max Kothbauer, der Vorsitzende der Findungskommission, wissen. Beworben hatten sich insgesamt 16 Personen, Kircher ging als Sieger aus einem Dreiervorschlag hervor. Kircher nimmt die ihm nun anvertraute Herausforderung „mit großer Freude“ an. „Die Verantwortung ist mir bewusst.“ Er habe aber auch sehr gerne im Wien Museum gearbeitet. Der neue Direktor Matti Bunzl sei „von erster Sekunde an“ in seine Bewerbung eingeweiht gewesen. Seine berufliche Neuorientierung sei keine Flucht aus einem Haus, das sich mit einer neuen inhaltlichen Leitung und einem Neubauprojekt neu orientiere: „Es gibt keine faulen Eier, die ich hinterlasse.“

Für seinen neuen Job brauche er selbstverständlich eine Einarbeitungsphase, so Kircher, der seinen Fünf-Jahres-Vertrag nicht wie in der Ausschreibung vorgesehen, mit 1. Jänner, sondern drei Monate später antreten und laut Ostermayer deutlich weniger als der frühere Holding-Geschäftsführer Georg Springer, nämlich 200.000 Euro pro Jahr, verdienen wird. „Ich bin froh, dass mich Rhomberg begleiten wird. Ich würde mir nie anmaßen, bereits morgen Entscheidungen zu treffen“, so Kircher. Nachsatz: „Aber ich bin schon ein Blitzgneißer und werde versuchen, mich schnell einzuarbeiten.“

Kircher sieht die Bühnengesellschaften jedenfalls „solide aufgestellt“, wollte diese Aussage auf Nachfrage aber nicht auf die Finanzen bezogen wissen. Die Erhöhung der Basisabgeltung um 14 Mio. Euro sei „ansehnlich“ gewesen und schaffe, „wie ich es verstehe, Planungssicherheit für die nächsten zwei, drei Saisonen. Dann werden wir mit Sicherheit wieder übers Geld reden. Aber ich hätte diese Aufgabe nicht übernommen, wenn vor mir das absolute Chaos wäre.“

Positiv aufgenommen wurde die Personalentscheidung von Vertretern der Bühnengesellschaften sowie der Politik. Für Thomas Königstorfer, den kaufmännischen Leiter des Burgtheaters, ist die Bestellung „eine gute Entscheidung. Kein Generalintendant, sondern ein Konzernchef. Wir freuen uns auf einen ausgewiesen besucherorientierten und versierten Partner“, hieß es. Seitens der Volksoper hielten Direktor Robert Meyer und der kaufmännische Geschäftsführer Christoph Ladstätter fest: „Wir gratulieren Herrn Mag. Christian Kircher zur Bestellung zum Geschäftsführer der Bundestheater-Holding und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit.“ Für Dominique Meyer, Direktor der Wiener Staatsoper, ist Kircher „nicht nur ein erfolgreicher Manager, sondern auch sehr theaterinteressiert und musikversiert. Das sind gute Voraussetzungen für die nicht einfache Aufgabe als Holding-Geschäftsführer.“

„Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ reagierte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). „Zwar verliert das Wien Museum damit seinen langjährigen und erfahrenen Finanzdirektor, dafür aber gewinnt die Theater- und Musikwelt einen kunstsinnigen Kulturmanager mit ausgeprägter Wirtschaftskompetenz.“ „Überaus erfreut“ zeigte sich der Kultursprecher der Wiener Grünen, Martin Margulies, über die Bestellung. Er habe das Wien Museum in all den Jahren als Finanzdirektor „versiert geführt und war an den wichtigen Entscheidungen wie dem Neubau am Karlsplatz maßgeblich beteiligt und hat diese in die richtigen Bahnen gelenkt“. Kircher „nach Kräften dabei unterstützen, die Bundestheater wieder zurück auf Kurs zu bringen“, will NEOS-Kultursprecher Niko Alm.

TT-ePaper jetzt 1 Monat um € 1,- lesen

Die Zeitung jederzeit digital abrufen, bereits ab 23 Uhr des Vortags.