Kombi-Therapie beim Melanom hält Krankheit länger in Schach

Wien/Brüssel (APA) - Die Behandlungsmöglichkeiten beim fortgeschrittenen Melanom scheinen sich derzeit laufend zu verbessern. Vor wenigen Ta...

Wien/Brüssel (APA) - Die Behandlungsmöglichkeiten beim fortgeschrittenen Melanom scheinen sich derzeit laufend zu verbessern. Vor wenigen Tagen wurde von der EU mit Cobimetinib ein neues Medikament der zielgerichteten Krebstherapie zugelassen, das in Kombination mit einem ähnlichen Mittel verabreicht wird. Im Durchschnitt kann damit die Krankheit rund ein Jahr in Schach gehalten werden.

Der Einsatz des neuen Mittels ist für die Kombination mit der älteren ähnlichen Substanz Vemurafenib bei fortgeschrittenem metastasierten Melanom vorgesehen. Beide Medikamente sind „zielgerichtet“, das heißt, wie wirken als Tyrosinkinase-Hemmstoffe an ganz speziellen Punkten des Wachstums der Tumorzellen. Vemurafenib kommt zum Einsatz wenn die bösartigen Zellen eine bestimmte Mutation im BRAF-Gen aufweisen (BRAF 600-Mutation). Das ist bei 50 bis 60 Prozent der Melanome der Fall.

Der Einsatz von Vemurafenib hätte zwar einen Durchbruch in der medikamentösen Behandlung des malignen Melanoms bedeutet, schrieb jetzt Helmut Spreitzer vom Department für pharmazeutische Chemie der Universität Wien in der Österreichischen Apothekerzeitung, doch es gebe auch Mängel. „So führt Vemurafenib bei etwa der Hälfte der Patienten zwar zu schnellen und beeindruckenden Regressionen des Tumors, allerdings ist die Wirkdauer des Medikaments stark begrenzt, da die Melanomzellen im Laufe von einigen Monaten eine Resistenz gegen den GRAF-Inhibitor aufbauen.“

Medizinische Forschung und pharmazeutische Industrie suchten einen Ausweg. „Um den genannten Resistenzentwicklungen gegenüber Vemurafenib vorzubeugen, erscheint es konsequent, simultan auch die nachgeschalteten Kinase MEK zu blockieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Melanomzelle eine Resistenz gegen zwei Angriffspunkte entwickelt, ist naturgemäß wesentlich geringer. Mit der Entwicklung von Cobimetinib ist dies nun erstmals möglich“, schrieb Spreitzer.

In einer klinischen Wirksamkeitsstudie zeigte sich mit der Kombination ein guter Effekt. Im Vergleich zur alleinigen Anwendung von Vemurafenib erhöhte sich die Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung von durchschnittlich 7,2 auf 12,3 Monate. Weitere Daten, die im November 2015 vorgestellt wurden, ergaben, dass durch die Kombinationstherapie das Gesamtüberleben signifikant gesteigert werden konnte - auf fast zwei Jahre (22,3 Monate) im Vergleich zu 17,4 Monaten für Patienten, die nur mit Vemurafenib behandelt wurden.

„Wir haben bis 2010 (beim fortgeschrittenen Melanom; Anm.) nichts gehabt. Mit und ohne Therapie betrug die mittlere Überlebenszeit der Patienten sechs Monate. Dann kam 2010 der ‚Bang‘.“ - Dies sagte vor kurzem der Wiener Spezialist Huber Pehamberger (MedUni Wien/AKH). Damals wurden der Checkpoint-Inhibitor Ipilimumab (monoklonaler Antikörper; Anm.) und Vemurafenib als Medikament aus der Reihe der zielgerichteten Therapien in die Behandlung eingeführt. „Mit Ipilimumab allein liegt die Drei-Jahres-Überlebensrate bei 22 Prozent“, sagte Pehamberger. Derzeit werden die verschiedensten Kombinationen von Behandlungsstrategien in der medikamentösen Therapie des fortgeschrittenen Melanoms untersucht.

An der coBRIM-Studie nahmen insgesamt 495 Patienten teil, davon acht aus Österreich (AKH Wien, Universitätsklinikum St. Pölten, Elisabethinen Linz). Laut Statistik Austria erkranken in Österreich jährlich rund 1.600 Menschen am malignen Melanom (Schwarzer Hautkrebs). Bei mehr als 350 Patienten pro Jahr führt das Melanom zum Tod. Im Jahr 2012 machte das maligne Melanom vier Prozent aller Krebs-Neuerkrankungen aus. Insgesamt ist die Zahl der Neuerkrankungen im vergangenen Jahrzehnt deutlich gestiegen.

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