Tschechien: Trauer um früheren Bischof von Budweis

Prag (APA) - Die tschechische katholische Kirche trauert um den früheren Bischof von Ceske Budejovice (Budweis), Jiri Padour. Wie die Zeitun...

Prag (APA) - Die tschechische katholische Kirche trauert um den früheren Bischof von Ceske Budejovice (Budweis), Jiri Padour. Wie die Zeitung „Lidove noviny“ laut Kathpress am Samstag unter Berufung auf die Tschechische Bischofskonferenz berichtete, starb Padour am Freitag nach kurzer Krankheit im Alter von 72 Jahren.

Der Prager Erzbischof, Kardinal Dominik Duka, würdigte den Verstorbenen, der unter dem kommunistischen Regime neun Jahre seinen Priesterberuf nicht ausüben durfte.

Seit 1989 gehörte Padour zu den herausragenden Persönlichkeiten der tschechischen katholischen Kirche. Er beteiligte sich maßgeblich an der Erneuerung des Kapuziner-Ordens, wirkte als Weihbischof in Prag und leitete zwölf Jahre die Diözese in Budweis. Im März 2014 trat Padour aus Krankheitsgründen als Diözesanbischof zurück. Ein Jahr später ernannte Papst Franziskus den Theologieprofessor Vlastimil Krocil zum Nachfolger.

Jiri Padour wurde am 4. April 1943 in Vraclav in Nordostböhmen geboren und erlernte zunächst das Gewerbe eines Mechanikers für Rechenmaschinen. In den 1960er-Jahren studierte er an der Prager Akademie der musischen Künste Schauspielerei und kam dadurch in Kontakt mit dem Dissidenten und späteren Präsidenten Vaclav Havel.

Von 1963 bis 1967 wirkte er am Prager „Theater am Geländer“. Über eine geistliche Berufung nachzudenken, begann er während eines Studienaufenthalts in Frankreich. Nach seiner Rückkehr nach Prag im Juni 1968 arbeitete er als Beifahrer und von 1969 bis 1970 als Assistent am Prager „Theater hinterm Tor“.

1970 nahm Padour an der Theologischen Fakultät in Leitmeritz (Litomerice) das Theologiestudium auf. Nach der Priesterweihe 1975 wirkte er als Kaplan in Marienbad (Marianske Lazne).

Schon im Juli 1977 verlor Padour wegen einer regimekritischen Predigt die staatliche Genehmigung. Im Jahr darauf trat er geheim dem Kapuzinerorden bei und wurde Sekretär des damaligen Apostolischen Administrators der Erzdiözese Prag, Kardinal Frantisek Tomasek. Weil er sich weigerte, mit dem Staatssicherheitsdienst zusammenzuarbeiten, wurde er 1979 entlassen und musste sich als Reinigungskraft verdingen. Erst 1986 durfte er auch offiziell wieder als Priester wirken. 1983 legte Padour die ewigen Gelübde ab.

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Nach der Samtenen Revolution wurde Padour zum Provinzial der tschechischen Kapuziner gewählt. Am 3. Dezember 1996 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof von Prag, die Bischofsweihe spendete ihm Kardinal Miloslav Vlk am 11. Jänner 1997 im Prager Veitsdom. Im Februar 2001 wurde Jiri Padour Koadjutor des Budweiser Diözesanbischofs Antonin Liska, dessen Nachfolge er dann im September 2002 antrat.