Südkorea: Zwangsprostituierte gegen Abkommen mit Japan
Kritisiert wurde insbesondere, dass die Zahlung von Japan nicht formell als Entschädigung eingestuft wurde.
Seoul, Tokio — Nach der historischen Einigung zur Entschädigung der südkoreanischen Zwangsprostituierten im Zweiten Weltkrieg haben Überlebende gegen das Abkommen mit Japan protestiert. „Der Kampf geht weiter", sagte die 88-jährige Lee Yong-soo am Mittwoch vor 250 Demonstranten vor der japanischen Botschaft in Seoul.
„Wir werden weiter kämpfen, um Japan dazu zu bringen, offizielle und rechtliche Verantwortung zu übernehmen und sich zu entschuldigen, damit den bereits verstorbenen Opfern Gerechtigkeit widerfährt." Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hatte am Montag den Opfern seine „Entschuldigung" ausgesprochen und erklären lassen, er empfinde „Reue vom Grunde seines Herzens".
Zugleich sagte Japan in dem „endgültigen und unwiderruflichen Abkommen" zu, den 46 Überlebenden eine Milliarde Yen (etwa 7,6 Millionen Euro) zu zahlen. Der japanische Außenminister Fumio Kishida sagte, „die Ehre und Würde der Frauen" sei durch das japanische Militär „zutiefst verletzt" worden und Japan erkenne seine „Verantwortung" an.
Während des Zweiten Weltkriegs hatte Japan Hunderttausende Frauen aus Korea, China und anderen besetzten Ländern gezwungen, in Militärbordellen den japanischen Soldaten zu Diensten zu sein. Der Umgang mit den in Japan beschönigend „Trostfrauen" genannten Zwangsprostituierten ist ein hochemotionales Thema in Südkorea, wo es seit Jahren wöchentliche Proteste vor der japanischen Botschaft gibt. Das Abkommen mit Japan traf in der südkoreanischen Öffentlichkeit auf gemischte Reaktionen.
Kritisiert wurde insbesondere, dass die Zahlung von Japan nicht formell als Entschädigung eingestuft wurde. Für Ärger sorgt auch die Zusage Südkoreas, im Rahmen der Vereinbarung eine Statue vor der japanischen Botschaft an einen anderen Ort zu verlegen, die an die Zwangsprostituierten erinnert. Die Demonstranten am Mittwoch riefen „Annulliert das demütigende Abkommen" und hielten Plakate mit der Aufschrift hoch „Sagt Nein zur Versetzung der Statue". Andere hielten Bilder der neun Zwangsprostituierten hoch, die dieses Jahr starben. (APA, AFP)