Österreichische Forscherinnen mit unerfülltem Kinderwunsch
Obwohl sich österreichische Wissenschafterin durchschnittlich zwei Kinder wünschen, bleiben 44 Prozent von ihnen kinderlos. Vor allem die beruflichen Bedingungen seien hinderlich.
Wien - Obwohl Wissenschafterinnen in Österreich im Schnitt zwei Kinder wollen, tun sie sich bei der Umsetzung ihrer Familienpläne schwer. Einer Studie zufolge haben Forscherinnen zwischen 40 und 45 durchschnittlich nur 0,9 Kinder, 44 Prozent waren bis dahin überhaupt kinderlos. Mit dem Kinderwunsch konkurrierende Faktoren werden in der Studie des Instituts für Demographie einige identifiziert.
Dass Wissenschafterinnen und Professorinnen in Österreich und Deutschland, insgesamt sehr oft kinderlos bleiben, wurde bereits in mehreren Studien nachgewiesen. Die Anteile reichten hier von 45 bis 60 Prozent. Das ist aber nicht überall so: In Polen bleibt etwa nur ein Viertel der Professorinnen kinderlos, in Schweden ein Fünftel, während in Frankreich oder Spanien dieser Anteil bei nur zehn Prozent liegt, heißt es in der Studie von Isabella Buber-Ennser, Caroline Berghammer und Alexia Prskawetz vom Institut für Demographie (VID) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
Ungünstige Bedingungen für Familiengründung
Der hohe Anteil kinderloser Wissenschafterinnen in Österreich und Deutschland liege vor allem am sehr langen, unsicheren Weg beispielsweise bis zu einer Professorenstelle sagte Buber-Ennser. Dazu kämen teilweise ungenügend ausgebaute Kinderbetreuungseinrichtungen.
Für ihre bereits 2011 veröffentlichte und nun in Überarbeitung befindliche Studie haben die Demographinnen insgesamt 196 Wissenschafterinnen befragt, die bei der ÖAW einen Antrag für Pre-oder Postdoc-Stipendien gestellt haben. So konnten sie sicherstellen, dass Frauen befragt wurden, die in die Wissenschaft gehen bzw. dort bleiben wollen.
Überraschend gleicher Kinderwunsch
Jungforscherinnen unter 35 Jahre gaben im Durchschnitt an, sich zwei Kinder zu wünschen, was überraschenderweise weitgehend mit Angaben von Frauen mit Hochschul- und niedrigeren Bildungsabschlüssen übereinstimmte. „Eine Möglichkeit wäre nämlich gewesen, dass Wissenschafterinnen generell öfter kinderlos bleiben möchten. So ist es aber nicht“, so Buber-Ennser.
Lediglich elf Prozent der befragten jungen Forscherinnen (29 bis 34 Jahre) erklärten, dass sie wahrscheinlich oder definitiv kinderlos bleiben wollen. Während lediglich 16 Prozent der Frauen zwischen 40 und 44 mit Sekundarstufen-Abschluss oder darunter und knapp 30 Prozent der Frauen mit tertiärem Bildungsabschluss tatsächlich kinderlos bleiben, war es unter den Forscherinnen dieser Altersstufe fast jede Zweite.
Durchschnittliche Kinderzahl wird nicht erreicht
Mit steigendem Alter ging unter Nicht-Wissenschafterinnen die Kinderanzahl in Richtung ihrer intendierten Kinderzahl. Obwohl Forscherinnen ihre Ziele mit der Zeit bereits deutlich reduzierten, erreichten sie mit im Schnitt 0,9 Kindern selbst die intendierte Kinderzahl von 1,3 Kindern in der Altersstufe 40 bis 45 nicht annähernd.
Junge Frauen, die eine wissenschaftliche Karriere anstreben, wollen demnach also „sehr wohl Kinder“, so Buber-Ennser. Sie würden diesen Wunsch dann aber entweder zurückschrauben oder in ein Gebiet wechseln, wo sie ihren Kinderwunsch besser realisieren können.
Als Gründe, die es im Wissenschaftssystem erschweren, sich den Kinderwunsch zu erfüllen, identifizierten die Demografinnen ungünstige berufliche Bedingungen, wie befristete Verträge oder geringe Vereinbarkeit von Familie und Beruf, starke persönliche Karriereorientierung und Beziehungen, in denen der Partner aber nicht am gleichen Ort wohnt. (APA)