Blauer Spannungsbogen entlang der Hofburg-Wahl
Heute präsentiert FPÖ-Chef Strache den blauen Kandidaten. Interner Widerstand gegen Stenzel. Gudenus und Hofer wieder im Spiel.
Wien – Offiziell schweigt die Parteispitze – und verweist auf die heutige Pressekonferenz mit FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache. Um 11 Uhr soll das Geheimnis gelüftet werden, wer für die FPÖ in die Bundespräsidentenwahl gehen wird. Inoffiziell hieß es vorgestern aus der Partei, dass die Würfel gefallen sind. Und zwar für die frühere ZiB-Moderatorin und ehemalige ÖVP-Politikerin Ursula Stenzel. In den vergangenen Tagen soll neben Stenzel vor allem Straches Vertrauter, Wiens Vizebürgermeister Johann Gudenus, gute Karten gehabt haben. Ein FPÖ-Informant nennt „strategische Überlegungen für die Zeit danach“, die für Stenzel sprechen. Gudenus gilt als Hoffnungsträger der Partei. Doch man soll ihn nicht „vorzeitig verheizen“, hieß es.
Offiziell schweigt die Parteispitze, auch weil sich gestern in der Partei Widerstand gegen Stenzel aufgebaut hatte. Zudem liebt Parteimanager Herbert Kickl das Spannungselement. Doch mit der jüngsten Entwicklung ist Kickl die Freude vergangen.
Die endgültige Entscheidung soll am späten Mittwochabend fallen. Und da tauchte dann neben Gudenus und Stenzel erneut der Name des Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer auf. Er hat zwar bisher immer abgewunken, doch auch gestern Nachmittag wurde noch versucht, Hofer zum Umdenken zu bewegen. Bestätigen wollte Hofer gestern nur, dass die Entscheidung noch nicht gefallen ist. Diese soll in der Nacht auf heute per Rundlaufbeschluss erfolgen.
Strache erklärt via Facebook, dass es einen „eigenen ernstzunehmenden Kandidaten“ braucht. Denn sonst drohe eine Stichwahl zwischen Rudolf Hundstorfer und Alexander Van der Bellen. Die FPÖ will dies verhindern und sieht es als „staatspolitische Aufgabe“, einen Kandidaten aufzustellen.
Die drei genannten Kandidaten sind durchaus unterschiedlich zu betrachten. Die 70-jährige Stenzel wurde als Moderatorin des ORF weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Für die ÖVP trat sie 1996 bei den Europawahlen an und macht bei dieser Wahl die ÖVP zur stimmenstärksten Partei. Bis 2005 war die Politikerin EU-Abgeordnete und Delegationsleiterin der ÖVP im Europaparlament. Im Vorjahr wurde sie von der ÖVP ins Abseits gedrängt und sie kandidierte bei der Wien-Wahl für die FPÖ.
Der streng rechte Gudenus (39) kann wiederum auf eine diplomatische Ausbildung verweisen. Hofer (44) wiederum gilt als moderater Freiheitlicher. (misp)