Tirol

„Tirol ist bei Natura-2000-Gebieten säumig“

Die Isel als Schutzgebiet auszuweisen, war höchst umstritten und durchkreuzte die Kraftwerkspläne mancher Osttiroler Bürgermeister.
© Brunner Images/Gemeinde Strassen

Der Umweltdachverband fordert, die Isel samt Nebenflüssen, das Fimbatal am Piz Val Gronda und Bergmähder nachzunominieren.

Innsbruck – Während Tirols Umweltanwalt mit der Natura-2000-Nominierung zufrieden ist, geht sie dem Umweltdachverband zu wenig weit. Die Isel samt Nebenflüssen in Osttirol gehörte ebenso ausgewiesen wie das Fimbatal am Piz Val Gronda und Bergmähder in Serfaus und Fiss sowie im Wipptal. „Tirol kann sich nicht davonschwindeln“, meint Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes. Dieser sitzt in Wien, ist die Dachorganisation für 37 Umwelt- und Naturschutzorganisationen und ist österreichweit tätig.

Natura-2000-Gebiete sorgen in Tirol bei vielen Bürgermeistern, Seilbahnern und Kraftwerkfans für Zornesröte im Gesicht.

Die Vorgeschichte: Österreich hat zu wenig Natura-2000-Gebiete ausgewiesen. Die Europäische Kommission hat 2013 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Republik angestrengt. In ganz Österreich müssen nun Schutzgebiete nachnominiert werden. „Aber anstatt ein Konzept für das gesamte Gebiet zu entwerfen, hat jedes Bundesland selbst herumgebastelt“, kritisiert Maier. Unterm Strich muss die Rechnung stimmen. Im Fall der Bergmähwiesen heißt das, dass 6520 österreichweit nominiert werden müssen, wo genau, ist nicht festgelegt. Wenn ein Bundesland mehr nominiert, würde für Tirol weniger übrig bleiben.

Im April 2016 ist Zeit der Abrechnung. Dann treffen sich die Umweltfachleute aller Bundesländer mit Vertretern der Europäischen Kommission in Wien, um die Nachnominierungen zu vervollständigen. „Diese Gespräche sind ganz wichtig für uns“, meint Umweltlandesrätin Ingrid Felipe (Grüne). Basierend darauf werde zu entscheiden sein, welche weiteren Schritte gesetzt würden. Auf die Kritik des Umweltdachverbandes will sie vor dem Treffen nicht eingehen.

Felipe hat einen Spießrutenlauf in Osttirol im letzten Jahr hinter sich. Der Widerstand der Bürgermeister, die ein Kraftwerk an der Isel oder an ihren Nebenflüssen geplant hatten, war groß. Letztlich nominierte die Landesregierung mit Verspätung im Juni den gesamten Lauf der Isel, den Oberlauf der Schwarzach und des Kalser Baches. Der Unterlauf wurde nicht nominiert, dort, wo die Gemeinde ein Kraftwerk bauen will. Ebenfalls nicht nominiert wurde das Fimbatal am Piz Val Gronda. Dort hinauf fährt seit Kurzem eine umstrittene Seilbahn. Gestritten wurde auch darum, ob es „nur“ um den Bau der Bahn und der Piste oder ums Freeriden und damit auch um das Fimbatal geht. „Die Optik, die Isel zu nominieren und den Piz Val Gronda nicht, war fatal“, meint Maier. Zumindest mit dieser Einschätzung dürfte er auf offene Ohren in Osttirol stoßen. Dort sah man sich gegenüber den „reichen Paznaunern“ benachteiligt.

Für Maier ist klar, dass Tirol noch mehr nachnominieren muss. „Da wird die Landesregierung nicht auskommen“, sagt er. (aheu)

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