Film und TV

Der Prinz im Adlerhorst

Im Schattenreich eines Märchens über die Wildnis: Jean Reno als Förster und Manuel Camacho als Lukas in "Wie Brüder im Wind".
© Warner

„Wie Brüder im Wind”, ein Heimat- und Bergfilm von den Terra-Mater-Machern.

Innsbruck –Während das Eröffnungsinsert „Irgendwo in den Alpen in den Sechzigerjahren“ eine vage Verortung verspricht, schiebt die Off-Erzählung mit „Es waren einmal...“ die Ereignisse in das Schattenreich des Märchens. Zwischen zwei kräftigen Adlerkrallen hackt sich ein verschmiertes Adlerjunges aus dem Ei und der Förster Danzer (Jean Reno), der den Adlerhorst beobachtet, sagt mit stolzem Pathos: „Ein Prinz wurde geboren!” Wegen der dynastischen Gepflogenheiten bei den Königen der Lüfte und der Berge wird das „Zweitgeborene” erbarmungslos aus dem Nest gestoßen. Vor dem Fuchs, der schon mit der Zunge schnalzt, rettet der Streuner Lukas (Manuel Camacho) den hilflosen Vogel, den er allerdings nicht seinem Vater (Tobias Moretti) präsentieren darf. In einer Bibel entdeckt der Bub die Geschichte von Abel, womit für das Küken ein Name gefunden ist. Der Förster hilft mit Entenleber und dem Handwerkszeug des Falkners aus, denn der Greifvogel muss die Kunst des Fliegens und des Beuteschlagens von diesem einsamen Buben lernen. Wie 1940 in Hans Steinhoffs „Geierwally“ müssen sich Adler und Mensch, die „ohne Nestwärme aufwachsen“, gegen eine feindliche Umwelt behaupten. Tobias Moretti muss als verhärteter, in seinem Trinkerelend gefangener Vater allein das abstrakte Feindbild des Bösen schultern, denn „Wie Brüder im Wind” ist ein Dreipersonenstück in einer archaischen Wildnis, die den rauen Umgang unter Tieren und Menschen zum Überleben erfordert.

Die Attraktion des Films ist aber nicht die dünne Geschichte. Vier Jahre lang lag der Naturfilmspezialist Otmar Penker zwischen den Hohen Tauern und Südtirol für spektakuläre Aufnahmen mit Adler, Gämsen, Murmeltier, Wolf und Fuchs auf der Lauer. Die Montage aus Drama, Heimat- und Bergfilm wird für Kinderohren mit Kommentaren verklebt, die jedes Bild und jedes Gefühl erklären („In seinen Augen war die Angst zu sehen“) und damit mangelndes Vertrauen in die Macht der Bilder verraten. (p. a.)

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