Kunstmesse: Art-Fremdes trifft Art-Verwandtes
Innsbruck – Die Promi-Dichte auf der Art Innsbruck ist beachtlich: Die Konterfeis von Brigitte Bardot, Che Guevara und Marilyn Monroe tummel...
Innsbruck –Die Promi-Dichte auf der Art Innsbruck ist beachtlich: Die Konterfeis von Brigitte Bardot, Che Guevara und Marilyn Monroe tummeln sich hier zuhauf, abgemalt in meist mehr als mediokrer Manier als Verneigung vor – oder doch eher in hemmungsloser Ausschlachtung von bekannten Pop-Art-Ikonen. Derlei Art-Fremdes hat hier Tradition – und darf auch bei der noch bis Sonntag laufenden 20. Auflage der Kunstmesse nicht fehlen. Genauso wenig wie die hiesige Polit-Prominenz, die am Mittwochabend in Gestalt von u. a. Kulturlandesrätin Beate Palfrader, Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf und Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer zum Jubiläum gratulierten und „Professionalität“ sowie „Qualität“ der Messe hervorstrichen.
Dass diese beharrlich Standards anderer Messen, etwa eine Jurierung der teilnehmenden Galerien, verweigert, wird ebenso konsequent ausgeblendet wie die Tatsache, dass sich die führenden Tiroler Kunsteinrichtungen seit Jahren von der Messe fernhalten.
Als gesellschaftliches Event (und fraglos auch als Wirtschaftsunternehmen) funktioniert die Art Innsbruck trotzdem bestens, 2015 zog sie insgesamt 18.000 Besucher an. Ob es dafür öffentlicher Gelder bedarf, ist eine andere Frage: Der Messe-Katalog wurde von Stadt und Land großzügig mitfinanziert, 4000 Euro gab’s zum Jubiläum aus dem Kultur-Topf des Landes, die 2900 Euro von der Stadt kamen nicht aus dem Kulturbudget, wird im zuständigen Amt betont. Die Geldgeber fördern damit jedenfalls im Wesentlichen auch ihre eigenen Grußworte, zum Jubiläum spendierte sogar Kulturminister Josef Ostermayer welche.
Die Kunst könnte bei so viel Prestige fast in Vergessenheit geraten – man findet sie aber da und dort, wenn man sich tapfer durch dekorative Exzesse kämpft: dort leuchtet ein Prachensky, da ein Nitsch, Blätter von Zero-Pionier Otto Piene, eine Sonderschau zu Mel Ramos, erholsam Reduziertes von Jakob Gasteiger. Marilyn, Brigitte und Che schauen schon ganz neidisch. (jel)