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Der Spion unter der Matratze

Der kleine Schlafwächter soll die Vitalfunktionen bei kranken Menschen und Babys messen. Er kann aber auch die Fitness von Gesunden unterstützen.
© cubilehealth.com

Von wegen Babyphone oder Oma-Beaufsichtigung. Eine Erfindung an der Umit in Hall macht sogar dem gesundheitsbewussten Mittdreißiger Lust auf einen Schlafwächter.

Von Gabriele Starck

Innsbruck –Zwei oder drei Jahrzehnte des Lebens verbringt ein Mensch im Bett. Warum diese Zeit nicht nutzen, um etwas mehr über sich zu erfahren und das Wohlbefinden zu erhöhen?

Das dachten sich zwei Bioinformatiker und haben Cubile entwickelt. Es ist nicht mehr als ein kleines Gerät und ein schmales Pad mit Sensoren, das aussieht wie eine sich selbstaufblasende Isomatte beim Zelten und unter die Matratze gelegt wird. In Verbindung mit dem Smartphone bietet die Erfindung überraschende Optionen.

Denn Cubile überwacht die Vitalfunktionen – Puls, Atmung – und misst Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit, Lichteinfluss und Geräuschpegel. So könnten die Schlafqualität überprüft, störende Einflüsse identifiziert und Tipps für einen besseren Schlaf gegeben werden, sagt einer der beiden Erfinder, Karl Fritscher. Doch dem nicht genug.

„Cubile erkennt auch, wenn jemand sein Fitnessprogramm übertrieben hat“, sagt der Bioinformatiker vom Institut für Medizinische Bildgebung an der Umit im Gespräch mit der TT. Kombiniere man dann die Schlafdaten mit einer Fitness-App, könne man so das Training optimieren.

So richtig trickreich wird Cubile aber erst mit den speziell für jede Nutzergruppe entwickelten Smartphone-Anwendungen. Cubile und das Handy kommunzieren dann über WLAN.

1 Fürs Kind. Durch die Aufzeichnung der Vitalfunktionen wissen die Eltern immer, wie es dem Kind geht. „Registriert Cubile, dass das Kind wach ist, könnte es, wenn gewünscht, das Licht im Zimmer anschalten – bzw. ausschalten, wenn es eingeschlafen ist“, sagt Fritscher.

2 Für Technik-Freaks. Wer möchte, dass der Kaffee fertig ist, wenn er die Augen öffnet, der verbindet einfach über sein Smart Home Kaffeemaschine mit Cubile. Auch die Jalousien öffnen sich so automatisch, sobald man wach wird.

3 Für Pflegebedürftige. Cubile kann Angehörige per E-Mail oder SMS sofort informieren, wenn bei einem erkrankten oder bettlägrigen Familienmitglied Veränderungen der Vitalfunktionen auftreten.

Entstanden ist das multifunktional einsetzbare Teil eigentlich aus einer gesetzlichen Hürde heraus. Johannes Hilbe hatte vor einigen Jahren den Bucinator entwickelt, einen Bettenalarm für demente Menschen bzw. verwirrte Patienten nach Operationen.

Der Bucinator reagiert auf Druck an der Bettkante, sprich wenn der Patient sich aufsetzt und das Bett verlässt. Diese Idee wollte Hilbe weiterentwickeln und zusammen mit Fritscher bastelte er an einem Gerät, das auch die Vitalfunktionen des Schläfers misst. Um dieses in einem Krankenhaus einsetzen zu dürfen, müsste es allerdings als Medizinprodukt zugelassen werden, was aufwändige Studien und viel Geduld voraussetzt.

Also machten er und Fritscher aus der Not eine Tugend und beschlossen, dass ihre Erfindung nicht nur kranke Menschen unterstützen soll, sondern eben auch gesunde.

Von Cubile existiert derzeit nur ein Prototyp. Um in Produktion gehen zu können, brauchen Hilbe und Fritscher Investoren, die sie derzeit unter anderem über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter suchen. Wer das Projekt unterstützen will und sich dazu ein Vorkaufsrecht bzw. eine Vergünstigung sichern will, kann sich über die Mailadresse office@cubilehealth.com an die Entwickler wenden. Das Land und der Fonds für wirtschaftsnahe Forschung FFG haben bereits einen finanziellen Beitrag geleistet.