Feuz triumphierte in St. Moritz, Abfahrts-Kristallkugel für Fill
Österreichs Abfahrts-Herren hatten mit der Entscheidung beim Weltcup-Finale in St. Moritz einmal mehr nichts zu tun. Vincent Kriechmayr landete gerade noch in den Top Ten.
St. Moritz - Auch in der letzten Abfahrt der Saison konnten Österreichs Speed-Herren nicht das erhoffte Erfolgserlebnis verbuchen. Vincent Kriechmayr (9.) landete als bester ÖSV-Läufer gerade noch in den Top Ten, erstmals seit 2009/2010 gab es keinen Saisonsieg für die ÖSV-Abfahrer. Der Tagessieg beim Weltcup-Finale in St. Moritz ging an den Lokalmatador Beat Feuz, der sich mit 0,08 Sekunden Vorsprung auf Steven Nyman (USA) und Erik Guay (CAN/+ 0,54 Sekunden) durchsetzte.
Im Finale um die kleine Kristallkugel der Disziplinenwertung behielt Peter Fill die Nerven. Der Südtiroler fuhr auf Platz zehn und holte die nötigen 26 Punkte Vorsprung auf seinen zum Zuschauen gezwungenen Kontrahenten Aksel Lund Svindal. Der 33-Jährige kürte sich zeitgleich auch zum ersten Abfahrts-Weltcupsieger für Italien.
„Ich habe nicht gewusst, dass ich nur einen 15. Platz benötige, um die Kugel zu erobern“, erzählte ein befreiter Fill nach dem Rennen. „Als ich aus dem Start hinausgegangen bin, habe ich kaum etwas gesehen, so finster war es. Diese Kugel schwirrt dir einfach immer im Kopf herum, jetzt bin ich endlich an meinem großen Ziel angekommen. Heute habe ich nicht meine beste Leistung gezeigt, aber den größten Erfolg eingefahren“, analysierte Fill mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Ich bin zweieinhalb mal öfter heruntergefahren als die anderen. Das war sicher kein Nachteil“, sprach Feuz den Heimvorteil mit einem Augenzwinkern an. „Das war der perfekte Abschluss einer perfekten Saison. In Kitzbühel habe ich noch überlegt, ob ich diesen Winter überhaupt noch voll starten soll. Dieses Rennen gibt Motivation für die Heim-WM im kommenden Jahr“, sprach der Schweizer bereits die Titelkämpfe 2017 auf dieser Strecke an.
„Es war nicht so schwer zu fahren wie gestern, weil das Tempo nicht so hoch war. Ich hatte auch Glück mit den Sichtverhältnissen“, sprach Kriechmayr die wechselten Bedingungen im Schweizer Nobel-Skiort an. Das Saisonhighlight steht für den Oberösterreicher erst am Donnerstag auf dem Programm. Mit 34 Punkten Rückstand auf den Norweger Aleksander Aamodt Kilde mischt Kriechmayr noch voll im Rennen um Super-G-Kristall mit. „Mein großes Ziel ist es, heuer noch ein Rennen zu gewinnen“, wollte sich die ÖSV-Hoffnung nicht auf Rechenspiele einlassen.
Großes Aufarbeiten im ÖSV-Team
Am Mittwoch kamen im 22er-Teilnehmerfeld die weiteren Österreicher durch Romed Baumann auf Rang 12, Hannes Reichelt auf 13, Otmar Striedinger auf 18 und Klaus Kröll auf 20. Reichelt sah laut eigenen Angaben „keine einzige Welle“ außer ganz oben, danach sei es finster gewesen. „Das ist unser Sport. Es hat sehr variiert“, sagte der Salzburger, der aus der Topgruppe fiel. „Mit drei Nullern bist gleich einmal hinten“, kam das für ihn nicht überraschend. Reichelt kämpfte nach seinem bösen Sturz in Kitzbühel mit der Form, zuletzt war er zudem krank. „Das letzte Rennen hat irgendwie zur gesamten Saison gepasst. Es war kein Ausreißer nach vorne, ich war aber auch nicht Letzter“, sagte der Tiroler Baumann.
Für Österreichs Abfahrer beginnt nun das große Aufarbeiten. „Wir sind auch überhaupt nicht zufrieden, keine Frage. Die Statistik ist eins, die ganzen Geschichten dahinter wieder was anderes. Wir werden das auf jeden Fall sehr gut analysieren und auch Veränderungen vornehmen. Wir werden die Ärmel aufkrempeln und angreifen“, sagte ÖSV-Sportdirektor Hans Pum. Er hofft, dass alle Verletzten wieder fit zurückkommen. „Wir werden alles tun, um dorthin zurückkehren, wo Österreich hingehört.“ Veränderungen werde es im personellen und strukturellen Bereich geben. (TT.com/APA)
Herren-Abfahrt in St. Moritz
1. Beat Feuz (SUI) 1:40,44 Minuten
2. Steven Nyman (USA) +0,08 Sekunden
3. Erik Guay (CAN) +0,54
4. Kjetil Jansrud (NOR) +0,85
5. Johan Clarey (FRA) +0,88
6. Travis Ganong (USA) +0,96
7. Valentin Giraud Moine (FRA) +1,04
8. Carlo Janka (SUI) +1,14
9. Vincent Kriechmayr (AUT)
+1,29
10. Peter Fill (ITA) +1,36
Weiter:
12. Romed Baumann (AUT) +1,43
13. Hannes Reichelt (AUT) +1,55
18. Otmar Striedinger (AUT) +1,88
19. Dominik Paris (ITA) +2,34
20. Klaus Kröll (AUT) +2,43
Abfahrts-Weltcup
1. Peter Fill (ITA) 462 Punkte
2. Aksel Lund Svindal (NOR) 436
3. Dominik Paris (ITA) 432
4. Kjetil Jansrud (NOR) 432
5. Beat Feuz (SUI) 414
6. Steven Nyman (USA) 386
7. Adrien Theaux (FRA) 370
8. Guillermo Fayed (FRA) 323
9. Carlo Janka (SUI) 312
10. Hannes Reichelt (AUT) 296
Gesamtweltcup
1. Marcel Hirscher (AUT) 1625
2. Henrik Kristoffersen (NOR) 1272
3. Alexis Pinturault (FRA) 1080
4. Kjetil Jansrud (NOR) 1063
5. Aksel Lund Svindal (NOR) 916