Ein „Schneckenkönig“ auf Sinnsuche: Neuschnee mit Neuerscheinung

Wien (APA) - So neu ist Neuschnee gar nicht. Schließlich legte die Wiener Indieband bereits 2008 ihr Debütalbum „Wegweiser“ vor. Aber nun ko...

Wien (APA) - So neu ist Neuschnee gar nicht. Schließlich legte die Wiener Indieband bereits 2008 ihr Debütalbum „Wegweiser“ vor. Aber nun kommt die Multiinstrumentalistenformation mit einer neuen, ihrer dritten Platte auf den Markt. Präsentiert wurde „Schneckenkönig“ am Mittwochabend mit einem Releasekonzert im Wiener Radiokulturhaus.

„Schneckenkönig“ ist dabei die bis dato persönlichste Platte der Band um Mastermind Hans Wagner. Der 36-jährige Berliner übersiedelte im vergangenen Jahrzehnt nach Wien, wo er neben Neuschnee auch die Gruppen Das trojanische Pferd und Hans im Glück gründete. „Schneckenkönig“ ist nun ein Konzeptalbum geworden, das sich aus einer persönlichen Krise Wagners heraus entwickelt hat.

Der titelgebende Regent tritt dabei eine Sinnsuche an, die ihn von der überwältigenden Anonymität der Großstadt über intime Metamorphosen bis hin zur Aufgehobenheit im Weltall führen wird. Als Klammer für dieses Panoptikum poetisch-metaphorischer Texte dient Wagners charakteristische, ebenso lasziv-verschlafene wie entschlackte Stimme.

Denn stilistisch präsentieren sich die einzelnen Songs der Reise breit gefächert, als Schmelztiegel der Klänge und Musiktraditionen - das Grundprinzip von Neuschnee, für das sich Streichquartett und klassische Popinstrumentierung zusammenfinden. Dabei bedient der Cellist auch das Keyboard, während die Violinistinnen nicht nur Percussion spielen, sondern auch die Backgroundvocals beisteuern. Und Wagner selbst wechselt im steten Fluss zwischen Piano, Bass und Gitarre.

Auf diese Weise klingt in manchen Songs Schubert durch, mal eher Rap. Bei einigen Liedern wie „La Folia“ tritt das Streichquartett mit barocken Zitaten klar in den Vordergrund, bisweilen übernimmt wie bei „Des Kaisers neue Kleider“ eher der Elektrorock das Zepter, wohingegen „Seemann ohne Schiff“ in der Balladenmelancholie angesiedelt ist.

Am Ende ist der Schneckenkönig auf der Suche nach dem Glück im Weltall angekommen, wofür als bombastischer Epilog zur Band Chor und Bläser hinzustoßen, um ein an Joe Zawinuls Weather Report erinnerndes Klangbild zu kreieren. Bei allem elektronischen Klangreichtum bleibt Neuschnee jedoch im Kern stets handgemachte Musik mit ganz eigenem Charakter.

So sieht‘s aus im Schneckenhaus, was ab dem 8. April persönlich überprüft werden kann. Dann erscheint die Platte „Schneckenkönig“ offiziell auf dem Label Problembär Records.

(S E R V I C E - http://neuschneemusik.org)