Landeck: Rollentausch nach Wahlschlappe
Nach der Wahlniederlage tritt Spitzenkandidat Manfred Jenewein einen Schritt zurück. Er tauscht den Platz mit Mathias Niederbacher. Auch an der Spitze der Stadtpartei zeichnet sich ein Wechsel ab.
Von Matthias Reichle
Landeck –„Es war eine klare Botschaft der Wähler. Mit mir an der Spitze will man uns nicht.“ Manfred Jenewein zieht zweieinhalb Wochen nach dem Urnengang eine bittere Bilanz. Mit 22,64 Prozent (21,22 Prozent in der Bürgermeisterdirektwahl) fuhr die SPÖ heuer das schlechteste Ergebnis seit 1998 ein. 2004 – in der Hochphase der Roten – wählten noch 61,56 Prozent links, bei Bürgermeisterkandidat Engelbert Stenico machten damals sogar 69,81 Prozent ein Kreuzerl. „Katastrophal“ ist Jeneweins Kommentar zur diesjährigen Wahl.
Von den einstigen zwölf Mandaten (2004) bleibt nunmehr ein Drittel übrig. Im Vergleich zur letzten Wahl 2010 hat sich die Fraktion halbiert. Das hat nun auch personelle Konsequenzen. Jenewein verzichtet zugunsten von Mathias Niederbacher auf den Stadtratssitz. Der Sohn des langjährigen Lokalpolitikers Hubert Niederbacher hat bereits drei Jahre lang Erfahrung in dieser Position gesammelt.
„Durch das Wahlergebnis hat sich der Generationenwechsel nun beschleunigt“, betont Jenewein im Hinblick auf das Alter Niederbachers. Dieser ist 33.
„Es ist eine neue Herausforderung, die ich sehr motiviert angehe“, erklärt Niederbacher zu diesem „Rollentausch“. „Ich möchte mich beim Team bedanken, das mich an der Spitze sieht.“ Der Wechsel wurde in mehreren Sitzungen der Fraktion, aber auch des Stadtparteiausschusses diskutiert.
„Ich habe die Botschaft der Wähler verstanden und meine Ämter zur Verfügung gestellt“, betont Jenewein. Das Angebot, komplett auszuscheiden, habe der Stadtparteiausschuss aber nicht akzeptiert. Jenewein wird deshalb auch weiterhin Gemeinderat und Fraktionsobmann bleiben. „Wir waren uns einig, dass du der beste Mann bist“, erinnerte auch Gemeinderätin Simone Luchetta an die einstimmige Entscheidung der Fraktion, Jenewein ins Rennen um den Bürgermeister zu schicken.
Auch in der Stadtpartei könnte sich ein Wechsel abzeichnen. Im Frühjahr sind Neuwahlen angesetzt. „Ich bin sicher kein Sesselkleber“, erklärt Jenewein, der bisher den Obmann stellte. Ganz generell sucht man nach einer neuen Struktur. „Die einstigen Großparteien haben es nicht mehr leicht.“
„Es geht mehr um Köpfe, verlässliche Stammwähler gibt es nicht mehr“, wagt sich Jenewein an eine erste Analyse der Wahl, die aber noch nicht abgeschlossen ist. Eine wirkliche Erklärung für das Ergebnis hat man nicht parat. „Die ÖVP hatte offensichtlich einen zugkräftigeren Spitzenkandidaten, der freundlicher grüßt als ich. Ich glaube schon fast selbst, dass ich ein Unfreundlicher bin“ – an den Themen habe es nicht gelegen. „Wir sind uns einig, dass wir einen guten Wahlkampf gemacht haben“, betont Luchetta. „Wir waren bürgernah. Das Feedback war immer gut“, so Niederbacher.
Was die Wahl nicht geändert habe, sei der Zusammenhalt in der Partei. „Man würde meinen, dass sich das Team nach so einer Wahl aufzulösen beginnt, dem ist nicht so, wir sind eine eingeschworene Gruppe. Die Not hat uns zusammengeschweißt“, betont Marco Lettenbichler, der Neuzugang, der als vierter „Roter“ ins Stadtparlament einzieht. „Ich starte in schwierigen Zeiten, was die Aufgabe auch spannend macht.“