Gesellschaft

Alle unter einem Dach: Leben nach der Flucht

© Schweiger

Die Diakonie vermittelt Wohnraum von Privaten an Flüchtlinge. Die Erfahrung zeigt: Unterkunftgeber und Bewohner profitieren davon gleichermaßen.

Innsbruck –Kurz vor Weihnachten war es endlich so weit: Für die schwangere Suleika und ihren Mann Omar aus Somalia hatte die Herbergsuche ein Ende. Doch nicht nur bei den beiden waren Vorfreude, Neugier und Spannung groß. Auch bei der Familie Schweiger in Kolsassberg herrschte Aufregung. Immerhin würden von nun an in der Ferienwohnung im Erdgeschoß ihres Hause­s zwei Flüchtlinge Quartier beziehen.

Kennen gelernt hatten sich Suleika mit Omar und die Schweigers – Mama Rosi, Papa Josef und die Kinder Anna (6), Johannes (8) und Elias (12) – auf Vermittlung der Diakonie bei einem Treffen einige Wochen zuvor in Wörgl. Nachdem sich beide Seiten vorstellen konnten, künftig Tür an Tür zusammenzuwohnen, war der Entschluss schnell gefasst. Am 16. Dezember bezogen Suleika und Omar ihre neue Bleibe in Kolsassberg. „Wir sehen das auch als eine Möglichkeit der Horizonterweiterung für uns und unsere Kinder“, erklärt Rosi Schweiger einen der Hauptbeweggründe neben dem Wunsch, zu helfen. Für sie erhellend sei jedenfalls gewesen, mit welcher Offenheit und Unvoreingenommenheit die Kinder auf die beiden zugegangen sind. Die drei sind stolz auf ihre neuen Untermieter und konnten es zunächst kaum erwarten, sie ihren Freunden vorzustellen oder in die Schule mitzunehmen, erzählt Rosi Schweiger.

In der Dorfgemeinschaft und in der Nachbarschaft habe man die Leute informiert, dass sie ab Mitte Dezember zwei Flüchtlinge in ihrem Haus aufnehmen würden, und dabei durchwegs positive oder zumindest keine negativen Rückmeldungen erhalten.

Inzwischen haben sich im Hause Schweiger alle aneinander gewöhnt. Der Geburtstermin für den Nachwuchs von Suleika und Omar ist der 1. April und alle freuen sich darauf, dass die Familie um einen kleinen Menschen größer wird. Omar jobbt in der Küche eines Gasthauses und will in den kommenden Wochen seinen Führerschein machen und sein Deutsch verbessern. „Frau Rosi“ und der Familie ist er unendlich dankbar für die Aufnahme in ihrem Haus. Aber auch bei vielen anderen Helfern und der Bevölkerung will er sich bedanken: „Hier haben wir Sicherheit, Arbeit und ein Haus. Danke Österreich.“

Für Carina Scheiber vom Diakonie Flüchtlingsdienst ist die Familie Schweiger in Kolsassberg eines von vielen positiven Beispielen, wo die Vermittlung von privatem Wohnraum geglückt ist. Eine andere Erfolgsgeschichte handelt von Esmatullah (Name geändert), der mit 16 Jahren ohne Eltern oder Begleitung in Österreich angekommen ist und um Asyl angesucht hat. Bis zu seinem 18. Geburtstag war er in einer Einrichtung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untergebracht und erhielt einen Platz in einem Flüchtlingsheim. Um sich weiterhin auf die Schule konzentrieren zu können, schlug die Diakonie dem jungen Mann die Übersiedlung in ein Zimmer bei einer Familie in Axams vor. Seit Anfang des Jahres bietet die vierköpfige Familie ihm ein sicheres Zuhause und hat ihn voll in den Alltag integriert.

Ebenfalls gut eingelebt hat sich die 21-jährige Zahra aus Afghanistan bei einem Ehepaar in Telfs. Nach einer strapaziösen Flucht, die fast ein Jahr dauerte und auf der sie ihren Mann schwerverletzt zurücklassen musste, erreichte sie vor rund fünf Monaten Österreich. Ihren Asylantrag stellte sie in Innsbruck und wurde in die Obhut der Diakonie Innsbruck aufgenommen. Übergangsweise bot ihr eine Frau in der Nähe von Innsbruck ein erstes Zuhause und half ihr bei den anfänglichen Schritten in Tirol.

Ende Oktober kam dann der Anruf der Wohnberatung Tirol der Diakonie Innsbruck, ob das Angebot einer Telfer Familie, jemanden aufzunehmen, noch aufrecht sei. Das war es, und eine Woche vor Weihnachten konnte Zahra einziehen. Ihre Quartiergeber betonen, dass ein eigener Raum wichtig ist, um sich zurückziehen zu können. Auf der anderen Seite sei aber auch Familienanschluss von Bedeutung. Wie intensiv dieser ist, muss individuell entschieden werden. Bei der Familie in Telfs lebt Zahra den Alltag einfach selbstverständlich mit. (np, TT)

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