Inn wird auf GKI-Baustelle umgeleitet
An der Wehranlage Ovella (Engadin) fließen ab 2018 bis zu 75 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in den Stollen. Die Bevölkerung zeigt großes Interesse an der Baustelle. Der Behördenaufsicht sind kaum Probleme bekannt.
Von Helmut Wenzel
Prutz, Pfunds, Ovella –Große Baufortschritte haben die Betreiber des Gemeinschaftskraftwerks Inn (GKI) am Dienstag gemeldet. Wichtige Etappenziele seien erreicht worden, etwa auf der Baustelle Ovella im schweizerischen Engadin, wo die Wehranlage bzw. Wasserfassung für den 23,2 Kilometer langen Stollen entsteht. In den vergangenen Wochen ist dort ein „kleinräumiges Ersatzflussbett“ für den Inn gebaut worden.
„Wir haben kürzlich den Niedrigwasserstand genutzt, um den Schutzdamm zu öffnen und den Inn durch einen Ablenkdamm umzuleiten“, erläuterte Projektleiter Klaus Schretter. „So kann das 50 Meter lange, 30 Meter breite und 26 Meter hohe Wehr in einer trockenen Baugrube errichtet werden.“ Die Umleitung des Inn ist laut Projektleitung planmäßig verlaufen.
Nächster Schritt, so Schretter, die „ Baugrubenumschließung“ für das Wehrbauwerk, im Sommer werde mit dem Aushub begonnen. „In den kommenden Monaten verbauen wir rund 12.000 Kubikmeter Beton“, schildert Schretter. Wesentliche Baukörper in Ovella sind das Wehr mit integrierter Fischwanderhilfe, der Triebwassereinlauf und das Betriebsgebäude.
Mit der Wehranlage wird der Inn künftig auf einer Länge von 2,6 Kilometern zurückgestaut. Ab Inbetriebnahme des Kraftwerks im Jahr 2018 fließen bis zu 75 Kubikmeter Innwasser aus dem Stauraum via Stollen (5,8 Meter Durchmesser) zum Krafthaus Prutz. Dort sollen jährlich 414 GWh (Gigawattstunden) Strom produziert werden – entspricht dem Bedarf von 90.000 Haushalten.
Schauplatzwechsel zur Baustelle in Prutz: Dort haben die Mineure kürzlich die letzte Sprengung im 1000 Meter langen Schrägschacht zwischen Krafthaus und Wasserschloss ausgelöst. In dem Schacht mit 3,8 Metern Durchmesser hat das Wasser eine Fallhöhe von 160,7 Metern, bevor die beiden Fancis-Turbinen in Bewegung gesetzt werden. Schließlich kommt das Wasser wieder zurück in den Inn. „Seit Beginn der Vortriebsarbeiten im Frühjahr 2015 in Prutz haben wir 169 Tonnen Sprengstoff verwendet“, weiß Schretter. Für den Bau des Triebwasserweges sowie weiterer Stollen und Kammern werde eine Million Kubikmeter Gestein aus dem Berg gebrochen.
Der Tag der offenen Tür und zahlreiche Baustellen-Führungen – auch für Schulen – bestätigen großes Interesse der Bevölkerung am Projekt. In den Anrainergemeinden kursiert auch die eine oder andere Geschichte über Probleme. Auf TT-Nachfrage bei den zuständigen Behörden im Landhaus hieß es am Dienstag: Die Baustelle werde umfassend überwacht und dokumentiert. Hinweise aus der Bevölkerung würden überprüft, Anlass zu Interventionen habe es bisher nicht gegeben. Ein Antrag auf Änderung des Deponiekonzepts werde derzeit überprüft.