IG Milch für drastische Mengenreduktion gegen Preisverfall

Wien (APA) - Angesichts des dramatischen Milchpreisverfalls fordern die Bauern der IG Milch eine Reduktion der Milchproduktion in Österreich...

Wien (APA) - Angesichts des dramatischen Milchpreisverfalls fordern die Bauern der IG Milch eine Reduktion der Milchproduktion in Österreich um bis zu 20 Prozent, damit sich der Milchmarkt wieder stabilisiert. Alle Molkereien in Österreich sollen nach Vorbild der Gmundner Molkerei ein Milchmengen-Begrenzungssystem einführen.

Die aktuelle Milchkrise sei existenzbedrohend für alle Milchbauern, betonte der Obmann der IG-Milch, Ewald Grünzweil, am Montag vor Journalisten. Weder die Russland-Sanktionen noch die Wachstumsdelle in China seien Schuld an der Krise, sondern die Agrarpolitik, die mit Liberalisierung und Produktionsanreizen, die Milchbauern in die aktuelle Lage gebracht habe. Grünzweil sparte aber auch nicht mit Selbstkritik: „Wir sind Teil des Problems.“ Die konsequente Umsetzung, der in den Agrarschulen gepredigte Grundsätze von Kostenreduktion und Produktivitätsausweitungen, hätte zu einer massiven Milchüberproduktion geführt. Ein Drittel der österreichischen Milchproduktion muss laut Grünzweil nicht kostendeckend „verramscht“ werden.

Große Hoffnung setzt die IG Milch auf einen „Milchdialog“ am 14. Juni im Parlament mit Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP). Bei diesem Treffen sollen Parlamentsabgeordnete, Bauern, Vertreter der Lebensmittelhändler und Molkereien, Konsumentenvertretern und zivilgesellschaftlichen Organisationen die Krise am Milchmarkt diskutieren und gemeinsam Lösungsansätze entwickeln. Der IG-Milch-Obmann hofft, dass „tragfähige und nachhaltig wirkende Kompromisse“ gefunden werden können.

„Klassenkämpferischen, gegenseitigen Vorwürfe“ zwischen den Gruppen müssten beiseitegeschoben werden. Investitionsförderungen oder die Einlagerung von Milchpulver würden das Problem der Überproduktion aber sicher nicht lösen.

Seit März bekommen die heimischen Milchbauern von den großen Molkereien nur mehr 27 bis 29 Cent für ein Kilo konventionelle Milch, für Bio-Heumilch rund 48 Cent. Vor zwei Jahren lag der konventionelle Milchpreis noch bei rund 40 Cent. In einigen Ländern, etwa Deutschland und Spanien, liegt der Bauern-Milchpreis bereits teilweise unter 20 Cent.

Landwirtschaftskammer-Präsident Hermann Schultes (ÖVP) hatte gestern in der „ORF“-Pressestunde dafür plädiert die Milchmenge an die Nachfrage anzupassen, um die Milch-Preisschlacht zu stoppen. Für den Bundesobmann der Österreichischen Jungbauernschaft, Stefan Kast, wäre eine Reduktion der Milchmenge ohne finanzielle Anreize zum Scheitern verurteilt.