Zu viel Wild: Tiroler Wald ist verbissen
Der Wertverlust durch Schadholz betrug 2015 in Tirol rund 21 Mio. Euro. Dazu kommen noch Wildschäden von 6,6 Mio. Euro.
Von Peter Nindler
Innsbruck –Die Tiroler Jäger werden sich bei der heutigen Vollversammlung einmal mehr mit sich selbst beschäftigen. Ginge es nach dem Land Tirol, so sollten sie sich hingegen konsequenter um die Wildstandsregulierung kümmern. Der vorliegende Waldbericht für 2015 hält den 16.000 Tiroler Waidmännern den Spiegel vor. Die Wildverbissschäden sind einmal mehr hoch, allein im Vorjahr haben die Bezirksforstinspektionen 5600 Hektar waldgefährdende Wildschäden gemeldet. 103 Reviere sind betroffen, im Jahr zuvor waren es knapp 80. Und 52.000 Hektar Schutzwald in Tirol werden seit Jahren als nicht stabil bewertet.
Die Abschussplanung und die Erfüllung der darin festgelegten Mindestabschüsse wären eigentlich die wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung von Wildverbissschäden. Schon geringe Abschussausfälle würden sich stark auf den Wildbestand auswirken, heißt es im Waldbericht. In das neue Jagdgesetz setzt die Politik deshalb große Hoffnungen, denn in den vergangenen Jahren wurden die Abschussquoten deutlich verfehlt. Beim Rotwild sollten eigentlich 11.457 Stück erlegt werden, tatsächlich zählten die Jagdbehörden 8590. Zwar gab es eine leichte Steigerung, doch die Abschussquote betrug lediglich 75 Prozent. Damit nicht genug: Der Gesamtabgang (Abschuss und Fallwild) in Tirol lag beim Gams- und Rotwild sowohl unter dem zehnjährigen als auch unter dem fünfjährigen Durchschnitt, einzig beim Rehwild mit 17.602 Stück darüber.
Die Verjüngungsdynamik, also die notwendige Entwicklung des Jungwalds möglichst ohne Wildeinfluss, wird bei der Abschussplanung jetzt berücksichtigt. 2015 wurden Probeflächen in den Bezirken Kitzbühel, Lienz und Landeck untersucht. „Der Anteil von Aufnahmeflächen mit bedeutendem oder starkem Wildeinfluss ist in den drei Bezirken von 2012 auf 2015 etwas gesunken, doch nach wie vor ist von allen Beeinträchtigungen der Jungpflanzen in Tirol der Wildeinfluss der bedeutendste“, betont Agrarreferent LHStv. Josef Geisler (VP). Sie machen zwischen 60 und knapp 80 Prozent der Einflussfaktoren aus.
Die Wildstandregulierung wird von der Politik intensiv forciert, schließlich kostet der Wildverbiss auch Geld: Der Schaden an der Waldverjüngung wird mit rund 4,2 Millionen Euro beziffert, dazu kommen noch einmal rund 2,4 Millionen Euro an Schälschäden im Waldbestand. Die Waldbesitzer mussten im Vorjahr ohnehin einen massiven Wertverlust hinnehmen, die Schadholzmenge durch das Sturmtief Niklas im Frühjahr, Windwurf, Nassschnee-Ereignisse, Lawinen oder den Borkenkäfer hat 700.000 Kubikmeter ausgemacht. Das sind bedeutende Einbußen von rund 21 Millionen Euro.