Assad-Truppen stoßen erstmals seit 2014 in Provinz Raqqa vor
Laut Aktivisten ist die syrische Armee mit der Unterstützung Russlands in die vom IS kontrollierte Provinz vorgedrungen. Raqqa gilt als die Hochburg der Jihadistenmiliz in Syrien.
Raqqa – Die syrische Armee ist am Samstag erstmals seit fast zwei Jahren in die Provinz Raqqa vorgestoßen. Die Regierungstruppen hätten bei ihrem Vormarsch Unterstützung durch russische Luftangriffe sowie von durch Russland ausgebildete Milizen erhalten, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.
Die Provinzhauptstadt Raqqa ist die Hochburg der Jihadistenmiliz IS (Daesh) in Syrien. Es sei seit August 2014 das erste Mal, dass die Armee in der Provinz Raqqa im Norden des Landes stehe, erklärte die oppositionsnahe Beobachtungsstelle, die in Syrien breit vernetzt ist. Der IS gerät angesichts mehrerer gegen ihn gerichteter Offensiven zusehends in Bedrängnis. Syrische Rebellengruppen entrissen dem IS nach US-Angaben in den vergangenen Tagen die Kontrolle über rund hundert Quadratkilometer im Westen des Euphrat. An der Offensive auf Minbej seien rund 3000 arabische und 500 kurdische Kämpfer beteiligt, sagte ein Sprecher des US-Regionalkommandos Centcom.
Die IS-Miliz hatte weite Landesteile in Syrien sowie im Irak erobert und in den von ihr gehaltenen Gebieten einen islamischen Gottesstaat ausgerufen. Die USA fliegen seit dem Sommer 2014 gemeinsam mit Verbündeten Luftangriffe auf IS-Stellungen. Bei den jüngsten Kämpfen wurden mindestens 26 IS-Kämpfer und mindestens neun Soldaten der syrischen Regierungstruppen getötet. Die Offensive der Regierungstruppen näherte sich von Südwesten her bis auf 40 Kilometer der Stadt Tabka, wo am Euphrat der größte Staudamm Syriens liegt.
Bei den gegen den IS gerichteten Offensiven „scheint es eine nicht deklarierte Koordination zwischen Washington und Moskau“ zu geben, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Abdel Rahmane. Reguläre syrische Armee-Einheiten würden von Milizionären unterstützt, die kürzlich von Russland ausgebildet worden seien.
In der Stadt Aleppo im Norden Syriens wurden bei neuen Luftangriffen auf Rebellen-Viertel nach Angaben der Beobachtungsstelle neun Menschen getötet. Bereits am Freitag waren in Aleppo fast 60 Menschen durch Luftangriffe getötet worden. Die syrischen Staatsmedien berichteten, sieben Zivilisten seien getötet worden, als Aufständische Raketen abfeuerten. Insgesamt sind im syrischen Bürgerkrieg seit März 2011 mehr als 280.000 Menschen getötet worden.
Der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sagte angesichts der jüngsten militärischen Erfolge, der IS werde militärisch „unterliegen“. Der IS sei bereits „ganz deutlich auf dem Rückzug“, sagte Le Drian dem TV-Sender Public Senat. Wenn der IS seine Hochburg Mossul im Irak einbüße, werde dies „der Anfang vom Ende“ der Jihadistenorganisation sein. Le Drian räumte ein, dass auf der Seite des IS in Nordsyrien auch Franzosen als Kämpfer aktiv seien. (APA/AFP)