In guten wie in schlechten Zeiten
Das britisch-amerikanische Rockduo „The Kills“ kehrt nach fünfjähriger Pause mit dem neuen nachdenklicheren Album „Ash & Ice“ zurück.
Von Silvana Resch
Innsbruck –In der Disziplin Exzessiv-auf-der-Bühne-Rauchen hat Alison Mossheart, die eine Hälfte der Kills, eine ziemliche Steilvorlage geliefert. Niemand im Rockbusiness klang zu Beginn des neuen Jahrtausends so wild und dreckig wie das verführerische, britisch-amerikanische Duo. Die Bandgründungslegende will, dass Mossheart, die mit ihrer damaligen Punkrockband Discount auf England-Tour war, Jamie Hince in der Wohnung drüber Gitarre spielen hörte. Der Funke sprang augenblicklich über, Hince machte Mossheart mit Bands wie Velvet Underground und Captain Beefheart vertraut. Nachdem die beiden einander eine Zeit lang Aufnahmen quer über den Atlantik zusandten, zog die Amerikanerin um die Jahrtausendwende nach London. Eine große platonische Musik-Liebesgeschichte begann, die nun – nach fünfjähriger Pause – fortgeschrieben wird.
In der Zwischenzeit ist viel passiert, Mossheart ist seit 2009 mit der Supergroup Dead Weather (u. a. mit Jack White) unterwegs, vergangenes Jahr wurde das Album „Dodge and Burn“ veröffentlicht. Hince heiratete derweil Supermodel Kate Moss, die 2011 geschlossene Ehe besteht aber nur noch auf dem Papier, für die Aufnahmen zum neuen Album zog der Brite nach Los Angeles. Der Musiker hat dieses Mal mehr Augenmerk auf das Songwriting gelegt, mehr mit Synths und Samplern experimentiert – aus einer Not heraus. Nach einer Handverletzung und einer komplizierten Operation musste der Musiker erst wieder Gitarre spielen lernen. Zu Inspirationszwecken checkte er in der transsibirischen Eisenbahn ein, Erfahrungen, die nun im Song „Siberian Nights“ nachzuhören sind. Ein klein wenig Stoff ist auch für die Boulevardpresse abgefallen, etwa wenn Mossheart in der schönen Ballade „That Love“ die Zeilen singt: „It’s over now/That love you’re in is fucked up.“
Unbeeindruckt von Umwälzungen und Veränderungen arbeiten die Kills da weiter, wo sie aufgehört haben. Im Opener „Doing it to Death“ gibt der Drumcomputer den trockenen Beat vor, das Gitarren-Riff setzt sich in den Gehörgängen fest – „Sex’n’Blues“ wird das einzigartige musikalische Gebräu schon mal genannt. Nach Aufbruch klingt das mittlerweile freilich längst nicht mehr, der Sound ist geschliffener, die Band gesetzter, nachdenklicher. Den besonderen Funken versprüht aber auch das mittlerweile fünfte The-Kills-Album. Live sind Mossheart und Hince am 20. August beim Frequency Festival in St. Pölten zu erleben.