Orte, die die Franzosen fernab vom Touristen-Trubel lieben
Okay, wer in Paris unterwegs ist, hat genug damit zu tun, die vielen Touristenattraktionen abzuklappern. Es lohnt sich aber, die Grande Nation auf „Pariser Art“ zu entdecken. Neben Eiffelturm, Montmatre und Notre Dame warten nämlich unheimlich viele schöne Plätzchen, auf die sich nur selten Ausländer verirren. Wir haben ein paar Tipps:
Wo die Pariser hingehen
Flohmärkte und Lebensmittelmärkte
1.
Die Pariser lieben ihre Märkte. Das Stöbern auf den Flohmärkten, das Feilschen an den Gemüseständen, das Flanieren durch die engen Reihen der Verkaufstische: Das alles gehört für sie zum Lebensgefühl dazu. Als Tourist werden Sie vermutlich sofort zum Port de Clignancourt geschickt, wenn Sie nach einem Flohmarkt fragen. Das ist nämlich der größte Flohmarkt der Stadt - aber auch der touristischste. Es lassen sich nicht mehr viele Schnäppchen machen, vielmehr wird dort an vielen Ecken "Ramsch" angeboten. Die Pariser selbst zieht es eher an andere Orte, Flohmärkte und Lebensmittelmärkte gibt es fast in jedem Viertel. Ein beliebter Treffpunkt der Pariser ist beispielsweise der "Marché couvert Beauvau" am Place d'Aligre. Dort gibt es nicht nur preiswerte Lebensmittel sondern auch einen kleinen Flohmarkt. Ein Teil des Marktes wird in Hallen abgehalten. Beliebt ist auch der Markt im Pariser Viertel Batignolles, denn dort verirren sich kaum Nicht-Einheimische hin. Der Lebensmittelmarkt hat sich Bio-Standards verschrieben, ein anschließender Spaziergang durch Batignolles ist Pflicht. Im dritten Arrondissement versteckt sich der Marché des Enfants Rouges, der älteste Markt der Stadt. Er ist recht klein, aber dort genießen die Franzosen gerade im Sommer die angebotenen gekochten Speisen in ihrer Mittagspause. Genau das Gegenteil - laut, bunt, groß - ist der Marché Belleville im 11. Arrondissement. Die Pariser lieben ihn, weil sich dort echte Schnäppchen erzielen lassen.
Picknick
2.
In den warmen Sommermonaten zieht es die Franzosen ins Freie. Sich mit dem Freunden zum "Piquenique" zu treffen gehört da so dazu, wie bei uns gemütliche Grillabende. Anders als Touristen, die ihre Picknicks vor den Eiffelturm verlegen, zieht es die Franzosen da eher an die Seine oder an den Canal Saint-Martin. An lauen Sommerabenden muss man schon früh genug kommen oder lange nach einem lauschigen Plätzchen Ausschau halten, um einen freien Quadratmeter entlang des Kanals zu ergattern. Man kann es sich alternativ aber auch in den Cafés entlang der Rue Marseille und der Rue Beaurepaire direkt am Kanal gemütlich machen.
Alternative zu Versailles
3.
Zugegeben, das Schloss Versailles und seine umliegenden Gärten sind so beeindruckend, dass sie auch von Franzosen besucht werden. Aber sie sind auch so überlaufen, dass man nach stundelangen Wartezeiten auf Einlass oft die Lust verliert, die Prunkräume richtig zu genießen. Eine tolle Alternative dazu ist das hübsche Städtchen Saint-Germain-en-Laye. Dort wurde nämlich König Ludwig XIV. geboren - und es gibt einen hübschen Schlosspark, von dem aus man an klaren Tagen sogar einen Blick auf Paris und die Spitze des Eiffelturms hat. Die kleinen Gässchen mit den Cafés und Brasserien laden zum Flanieren und Shoppen ein - und, wie sollte es in Frankreich auch anders sein, an drei Tagen in der Woche wartet ein Wochenmarkt auf die Besucher.
Grüne Lunge der Stadt
4.
Paris hat viele Grünflächen, aber keine ist vergleichbar mit dem Parc de Buttes-Chaumont. Dort treffen sich die Pariser zum Spazieren, Laufen, Radfahren, Inline-Skaten oder sie legen sich einfach auf die vielen Wiesenflächen und lassen sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Der Park verfügt über einen kleinen See und sogar über eine Kaskade. Besonderes Highlight der vielen Gebäude im Park ist der "Sibyllentempel" (Temple de la Sibylle) auf der Ile Belvedere. Im Park verteilt sind drei mit rotem Ziegelstein verkleidete, so genannte „Chalets-Restaurants“, die dem ländlichen Schweizer Haustyp Chalet ähneln sollen.
Vororte
5.
Die so genannten "Banlieues" kennen Touristen meist nur aus den Nachrichten. Sie kommen dann zur Sprache, wenn es darum geht, dass Jugendliche Autos angzündet haben oder dass es zu Zusammenstößen gekommen ist. Wie in allen großen Städten sind die sozialen Brennpunkte eher an den Randgebieten der Stadt angesiedelt. Für die französische Hauptstadt gilt aber Banlieue nicht gleich als Banlieue. Es gibt nämlich auch sehr priviligierte, wohlhabende Vororte wie etwa Neuilly-sur-Seine oder Le Pecq. Dort haben sich Anwälte, Politiker und Manager mit ihren Familien angesiedelt. Im Norden der Stadt findet man hingegen die problematischen Hochhaussiedlungen (cités). Aber ganz ehrlich: Man sollte sich nicht unbedingt abschrecken lassen von den negativen Berichten. Denn auch in den nördlichen Vierteln lassen sich schöne Entdeckungen machen: In Saint-Denis etwa steht die erste große Kirche im gotischen Stil, die Basilique de Saint-Denis. Interessant sind hier auch die Märkte, die oft den Migrationshintergrund der Bewohner wiederspiegeln: Es gibt exotische Lebensmittel, Gewürze und Dinge des alltäglichen Gebrauchs zu entdecken.
Strand mitten in der Stadt
6.
Im Sommer überlassen die Pariser ihre Stadt meistens den Touristen. Vor allem im August, dem klassischen Urlaubsmonat der Franzosen, ist die Stadt von Einheimischen fast ausgestorben. Jene, die der Hitze der Stadt aber nicht entfliehen können, freuen sich umso mehr über das seit 2002 vom Pariser Rathaus angebotene Strand-Programm. "Paris Plages" lockt in den Sommermonaten rund 200.000 Menschen an den künstlichen Strand entlang der Seine. Baden kann man dabei allerdings nicht. Den Badegästen müssen die feinen Wasser-Nebelduschen, die überall aufgestellt sind, reichen. Als Alternative zu Paris Plages gibt es übrigens im 19. Arrondissement für wenige Wochen den "Bassin de la Villette", quasi einen kleinen Strandableger, den noch weniger Touristen kennen und der somit vor allem einheimischen Familien vorbehalten ist.
Hügeliger Schleichweg
7.
Montmatre ist mit Sicherheit einer der schönsten Fleckchen in ganz Paris. Deshalb muss man sich schon bei den Metro-Haltestellen darauf einstellen, dass man immer mit einer Horde Touristen im Trippelschritt auf den Hügel hinaufmarschieren muss. Auf den Stufen unterhalb der Basilika Sacré-Coeur hat man dafür einen unverwechselbaren Blick auf die Stadt und kann gleichzeitig die Straßenmusiker und -künstler bei ihrem Schaffen beobachten. Wer sich Montmatre nicht entgehen lassen möchte, dem sei ans Herz gelegt, den berühmten Hügel nicht über die Haltestellen Anvers oder Pigalle zu besuchen, sondern bei der Haltestelle Lamarck-Caulaincourt auszusteigen. Von dort aus kommt man nämlich auch zur berühmten Basilika - und zwar ohne die üblichen Massen an Touristen. Außerdem gibt es eine kleine Windmühle und die malerische Liebes-Mauer (Mur des je t'aime). Beim Aufstieg zur Hügelspitze führt sogar ein Weg an einem Weinbaugebiet vorbei, denn auch die Pariser bauen noch an einigen Stellen ihren Wein selbst an.