Standort Tirol

Wenn die ÖBB die Berge erklimmen

Die neuen Verbauungen schützen Außerfernbahn und Fernpassstrecke B179 im Zwischentoren zwischen Lermoos und Bichlbach.
© ÖBB

Im Außerfern hat die ÖBB-Infrastruktur AG in den vergangenen vier Jahren im Bereich des Kohlbergmassivs 700 Schneeböcke in mehr als 40 Grad steilem Gelände zum Schutz der darunterliegenden Bahn verbaut.

Von Helmut Mittermayr

Lermoos –Die Österreichischen Bundesbahnen wissen zu überraschen, was ihre Betätigungsfelder betrifft. Sie bewegen jedenfalls mehr als nur Züge auf Geleisen. Um ihr­e Kernkompetenz zu gewährleisten, stauen sie etwa ganz­e Bergseen auf – wie an der Lechquelle beim Kraftwerk Spullersee. Oder sie stellen Fledermäusen Unterkünft­e in Tunnels zur Verfügung. Bauen auch eigene Bienenhotels. Dann wieder schwirren ÖBB-eigene Drohnen zur Schutzbautenkontrolle durch die Luft. Oder ÖBB-Mitarbeiter trägt es Hunderte Meter hoch über das Schienennetz hinaus – in die Berge zur Lawinenverbauung.

Das Streckennetz der ÖBB beträgt in Österreich insgesamt 4900 Kilometer. Knapp ein Drittel davon befindet sich in so genannten naturgefahrenrelevanten Abschnitten. Jene Bereiche, die als lawinengefährdet bezeichnet werden, weisen eine Länge von 150 Kilometern auf. Alleine im Bereich des Lichtenbergs, Wiesjochs und des Marktalgrabens im Gemeindegebiet von Lermoos wurden in den letzten Jahren durch die ÖBB-Infrastruktur AG, SAE Region West, große Anstrengungen unternommen, die Sicherheit der darunterliegenden Außer­fernbahn zu erhöhen.

Die Arbeiten im mehr als 40 Grad steilen Gelände sind anstrengend. Aber gerade dort, wo Lawinen losbrechen können, muss das „Abbrechen“ eben verhindert werden. Im Jahr 2012 wurden in 1800 Meter Seehöhe auf einer Fläche von rund 11.000 Quadratmetern am Lichtenberg die ersten 280 Dreibein-Schneeböcke aufgestellt. Die Fichtenschneeböcke sind mehr als zwei Meter hoch. Im darauffolgenden Jahr folgten 4000 Topfpflanzen – Hochlandfichten und Lärchen. Diese speziellen Pflanzen wurden im Forstgarten Elbigenalp im Lechtal in Töpfen gezogen und durch Mitarbeiter des ÖBB-Anlagenservicecenter Landeck auf eine Seehöhe von 1600 m geliefert und gepflanzt. In der nächsten Bauphase im Oktober 2015 wurden auf 17.000 Quadratmetern weitere 400 Dreibein-Schneeböcke in die Bergwelt oberhalb von Lermoos/Bichlbach gestellt. Ende Mai 2016 begannen zusätzliche Aufforstungsarbeiten. Seit einem Monat wurzeln 5500 weitere Hochlandfichten und Lärchen­bäumchen.

Um künftig eine bessere Wildpflege zu erreichen und den Wildverbiss an den frisch eingesetzten Bäumchen so gering wie möglich zu halten, brachte ein Hubschrauber einen eigenen Hochstand für die Jäger auf den Berg.

Durch die Lawinenschutz- und Aufforstungsmaßnahmen und die Errichtung eines großen Auffangdammes am Fuße des Marktalgrabens stieg einerseits die Sicherheit der Bahnreisenden wesentlich an, zudem sind nun auch die Benützer der darunterliegenden Fernpassstraße B179 deutlich geschützter unterwegs. Sämtliche Arbeiten geschahen in enger Zusammenarbeit mit der Bezirksforstinspektion Reutte.

Die Arbeiten im 40 Grad steilen Gelände über Lermoos waren mühsam.
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