Leokino

Die Rache der zornigen Männer

© Filmladen

Gunnar Vikene zeigt in „Kill Billy“ die komischen Seiten des Scheiterns.

Innsbruck –In den Ländern Skandinaviens gibt es eine lebendige Filmindustrie, doch die Einkäufer internationaler Verleiher scheinen seit Jahren dem Muster „No Country for Old Men“ zu folgen, weshalb in unseren Kinos nur noch Filme aus Schweden oder Norwegen zu sehen sind, in denen alte, grimmige Herren durch unwirtliche Landschaften stapfen, um Jammer und Elend in die Welt zu tragen. Stellan Skarsgård war in „Ein Mann von Welt“ ein Automechaniker, der seiner Fremdbestimmung entkommen möchte. Rolf Lassgård spielte den „Mann namens Ove“, der seine Nachbarn terrorisiert. „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ war beinahe eine Parodie über Männer, die an das Tor der Hölle klopfen.

In Gunnar Vikenes „Kill Billy“ ist Harold Lunde (Bjørn Sundquist) der zornige Mann. Mit dem Stolz des Handwerkers blickt er auf ein Leben zurück, das er Möbeln aus massivem Holz gewidmet hat. Das Design hat er vernachlässigt, doch seine Tische, Stühle und Küchen waren für Generationen gedacht. Plötzlich verdunkelt ein Schatten die Schaufenster seines Möbelladens, das schwedische Möbelhaus Ikea hat die Kleinstadt als Standplatz für eine neue Filiale ausgewählt, vor „Lundes Furniture“ steht der größte Ikea-Schuppen Norwegens. Einige Monate beobachtet Harold den Untergang der Zivilisation, sieht, wie begeisterte Kunden ihre Autos mit Bausätzen überladen, während ihn die Bank mit Zahlungsbefehlen schikaniert. Als seine Frau Marny mit einem Fluch auf den Lippen tot umfällt, nimmt er eine Benzindusche, schüttet den Rest aus dem Kanister in den gepfändeten Laden, der allerdings von einer Sprenkleranlage beschützt wird. Erniedrigender kann Scheitern nicht sein. In solchen Momenten könnten Kinder ein Trost sein, doch sein Sohn Jan, ein ehemals bekannter Enthüllungsjournalist, lebt in desolaten Verhältnissen. Jans Haus ist nicht nur mit „Schrott“ vollgestellt, er darf es gar nicht mehr betreten. So verwandelt sich Harold, eigentlich ein Dulder wie Hiob, in einen Rächer.

Der Mann, den er für alles Unglück auf dieser Welt verantwortlich macht, ist der Ikea-Gründer Ingvar Kamprad (Björn Granath), den ihm der Zufall als Gefangenen zuspielt. Harold macht sich zum Richter über den exzentrischen Milliardär, dessen Einlassungen zu Nazikontakten, Kinderarbeit oder Umweltzerstörung der Regisseur aus offiziellen Erklärungen Kamprads montiert hat. Am Ende erscheint „Kill Billy“ doch wie ein Marketingcoup des Möbelkonzerns.