Volksbanken-Fusion fixiert, Expansion statt Jobabbau
Die „Ehe-Vorbereitung“ inklusive vieler Verhandlungsrunden dauerte über ein Jahr, jetzt ist die neue Volksbank Tirol beschlossen und startklar.
Von Alois Vahrner
Innsbruck – Mit jeweils großen Mehrheiten (im Durchschnitt 97 Prozent) haben Donnerstagabend zeitgleich die Generalversammlungen die Fusion der drei Nordtiroler Volksbanken Tirol Innsbruck-Schwaz, Landeck sowie Kufstein-Kitzbühel zur künftigen Volksbank Tirol abgesegnet, gestern folgte noch der Beschluss in der Hauptversammlung. Mit 1. September soll der Zusammenschluss im Firmenbuch eingetragen werden, in Kraft tritt er dann aber rückwirkend mit 1. Jänner 2016 (womit es für heuer bereits eine erste gemeinsame Bilanz geben wird).
Die Idee zur Fusion stand zwar schon jahrelang im Raum, in Gang kam sie aber erst nach den Turbulenzen des früheren Sektor-Spitzeninstituts ÖVAG: Der Staat und die Finanzmarktaufsicht drängten nach der Staats-Rettung zu einer Bereinigung im Sektor von 41 regionalen zu acht 8 Landes-Instituten.
„Dieser Schritt ist richtig, und wir gehen ihn gerne, weil er uns hervorragende Perspektiven bietet. 1+1+1 ist in diesem Fall nicht 3, sondern 4“, sagt der neue Vorstandsvorsitzende Markus Hörmann (bisher Innsbruck-Schwaz) gegenüber der TT. Stellvertreter ist Martin Holzer (bisher Landeck), weiters im Vorstand sind Werner Foidl (Kufstein-Kitzbühel) und Anton Fuchs (Innsbruck-Schwaz). Dass man als derzeit einzige Tiroler Bank einen Vierer-Vorstand hat, ist nicht als Dauerlösung geplant. Wenn Fuchs (64) in Pension geht, wird der Posten wohl nicht mehr nachbesetzt. Der Vorstand sitzt künftig in Innsbruck, Stabs-Abteilungen sollen aber auch in Landeck und Kufstein angesiedelt sein. Die bisherigen Vorstände Daniel Koler (Landeck) und Günther Marek fungieren künftig als Regionaldirektoren fürs Oberland bzw. Unterland, Josef Tratter wird Regionaldirektor für den Raum Schwaz/Zillertal und Stefan Posch für Innsbruck und Umgebung.
Mit der Fusion entstehe eine starke Tiroler Regionalbank mit einer Bilanzsumme von über 3 Mrd. Euro, 39 Filialen und 463 Mitarbeitern. Geplant seien weder fusionsbedingte Filialschließungen noch ein Mitarbeiter-Abbau, auch die Ansprechpartner für die Kunden blieben unverändert, betonen die Vorstände. Ziel sei keine Zentralisierung, sondern weiterhin eine starke regionale Struktur, wie sie die drei Institute stark gemacht habe. Man wolle Synergien nutzen und die Kräfte bündeln, aber nicht um zu kürzen, sondern um zu wachsen, sagt Holzer. Geplant wird etwa ein jährliches Wachstum von mindestens 4 Prozent in den drei Kernbereichen Geldanlage, Wohnbau und Unternehmen.
Auch regional sieht die neue Volksbank-Spitze noch einiges an Wachstumspotenzial. Bei einem Blick auf die Landkarte ist man etwa in den Bezirken Imst und Reutte nicht allzu stark vertreten. Eine Expansion nach Osttirol (die frühere Volksbank wurde zur DolomitenBank Osttirol-Westkärnten) habe keine Priorität, man lasse sich die Frage aber offen, sagt Hörmann.
Zusammenschluss zur Volksbank Tirol
Mit der Fusion der drei Nordtiroler Volksbanken zur Volksbank Tirol entsteht ein Institut mit 3,01 Mrd. Euro Bilanzsumme (per Ende 2015), mit Ausleihungen von 2,46 Mrd. Euro und Einlagen von 2,38 Mrd. Euro. Die künftige Volksbank Tirol hat 39 Filialen (davon mit Innsbruck, Landeck, Schwaz und Kufstein vier Hauptgeschäftsstellen), 463 Mitarbeiter und 102.000 Kunden (davon 94.000 Privat- und 8000 Firmenkunden).
Mit einer Eigenmittelquote von 19,5 Prozent (Eigenmittel 344,5 Mio. Euro) und einer Kernkapitalquote von 17,57 Prozent liege man unter Tirols größten Instituten auf Platz 1. Das kumulierte Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) lag im Vorjahr bei 28,7 Mio. Euro.