Die Zeit des Trauerns ist passé
Weltweit ist Toyota ein Anwärter auf die Nummer eins, in Österreich spielt der japanische Hersteller aber nur noch im Mittelfeld: Der neue Proace hat die Aufgabe, verloren gegangenes Terrain zurückzuerobern.
Von Markus Höscheler
Warschau –Friedrich Frey, Geschäftsführer des österreichischen Toyota-Generalimporteurs, kann seine Unzufriedenheit nicht verbergen: In den ersten sieben Monaten erzielte die global dominierende Marke in allen neun Bundesländern einen Marktanteil von bescheidenen 1,79 Prozent. Das reicht nicht einmal für die hiesigen Top Ten. „Wir haben gute Chancen, noch aufzuholen“, gibt sich Frey allerdings selbstbewusst. Was ihn zuversichtlich stimmt, ist der neue Proace, der in zwei Etappen im Herbst eingeführt wird: Noch im laufenden September darf die Van-Variante zu den Händlern rollen, im November ist der Start für die Pkw-Derivate vorgesehen, die den Namen Proace Verso tragen.
Sämtliche Proace-Modelle teilen sich die technische Basis mit ihren Pendants der Groupe PSA (Peugeot, Citroën, DS) – das bedeutet: Toyota zieht einen Vorteil aus der flexiblen, modular aufbauenden Plattform EMP2. Diese steht nicht nur Pate für Kompaktfahrzeuge und Sport Utility Vehicles, sondern neuerdings auch für den Transportsektor. Wie variantenreich EMP2 sein kann, zeigt allein das Angebot an Fahrzeuglängen: Drei davon sind für den Proace/Proace Verso vorgesehen; Kompakt ist 4,61 m lang, Medium kann 4,96 m vorweisen und die Langversion überragt die Geschwister mit 5,31 m. Von der gewerblichen Spielart, dem Transporter, offeriert Toyota den Kastenwagen, außerdem die Doppelkabine, schließlich den Combi. Die zuletzt genannte Variante bietet Platz für bis zu neun Insassen, die beiden anderen Variationen machen mit ihrem Laderaum Pluspunkte: Schon die Kompakt-Basis kann mit 4,6 Kubikmetern aufwarten, die Langversion verfügt über bis zu 6,6 Kubikmeter. Eine intelligente Ladelösung bietet sich mit dem Smart Cargo System an – eine Durchlademöglichkeit dank eines hochklappbaren Beifahrersitzes. Im Extremfall lassen sich damit 4,4 Meter lange Güter bewegen.
Das anfängliche Motorenprogramm des Kastenwagens umfasst vier Dieselaggregate, allesamt stammen sie von der Groupe PSA: Ein 1,6-Liter-Selbstzünder stellt mit 95 PS und einem Nenndrehmoment von 210 Newtonmetern die Basis dar, darüber gibt es einen Zweiliter-Ölbrenner, der mit 122, 150 und 177 PS aufwartet. Das maximale Drehmoment beträgt je nach Ausführung 340, 370 oder 400 Newtonmeter, die jeweils ab 2000 Touren anliegen. Der stärkste Diesel ist mit einem Automatikgetriebe verbunden, die anderen kooperieren mit Fünf- und Sechsgang-Handschaltern. Der Normverbrauch liegt auf dem Prüfstand zwischen 5,3 und 5,7 Litern je 100 Kilometer, die Höchstgeschwindigkeit variiert zwischen 145 und 170 km/h. Praktisch ident ist das Motorenprogramm für die Pkw-Spielart Proace Verso, der mit den drei Ausstattungsebenen Shuttle, Family und VIP unter anderem Familien und Tourismusbetriebe anspricht. Die ersten Probefahrten mit verschiedenen Proace-Versionen beeindruckte mit überzeugendem Platzangebot, übersichtlichem Instrumentarium, rätselloser Bedienung, leichtgängiger Lenkung, passabler Leistung und – bei hohem Ausstattungsniveau – mit angenehmen elektronischen Helferlein à la Head-up-Display.
Die Netto-Preise für den Proace (Kastenwagen) beginnen ab 20.100 Euro (Compact, 95 PS, Fünfganggetriebe), für den Proace Verso gibt es noch keine Tarife. Zudem dürfen wir im kommenden Jahr noch mit einer weiteren Proace-Variante rechnen: einem Fahrzeuggestell. Das Proace-Portfolio verdeutlicht damit Toyotas Willen, verlorene Marktanteile wieder zurückzugewinnen.