Paralympics-Eröffnung: Es darf wieder improvisiert werden
Heute Abend werden die Paralympics, die Olympischen Spiele der Behindertensportler, in Rio eröffnet. Österreich ist mit 27 Athleten vertreten. Die Chancen stehen gut, dass es mehr als eine Medaille gibt.
Rio de Janeiro – Als plötzlich kein Geld mehr im Olympia-Topf übrig war, musste Schlimmstes befürchtet werden. Erst eine Finanzspritze der brasilianischen Regierung und halbstaatlicher Unternehmen in der Höhe von umgerechnet 68 Millionen Euro ließ die Paralympics-Veranstalter einigermaßen aufatmen. Den Rest muss ohnedies das hinlänglich erprobte brasilianische Improvisationstalent erledigen. Bei der Eröffnungsfeier im Maracanã-Stadion soll am Mittwochabend (Ortszeit) mit Fotos aller teilnehmenden Athleten ein großes Herz geformt werden, dazu viel brasilianische Musik, Leichtigkeit und Lebensgefühl. Österreich ist bei den Sommerspielen der Behindertensportler mit 27 Athleten vertreten, darunter die beiden Tiroler Martin Legner (Rollstuhltennis/siebente Teilnahme) und Krisztian Gardos (Tischtennis/Olympiadebüt).
In Rio de Janeiro wird dieser Tage alles Mögliche versucht, um den Menschen quasi im Vorbeigehen die Sportarten zu erklären. Auf elektronischen Werbetafeln werden beispielsweise in kurzen Clips die Regeln im Rollstuhlbasketball erläutert. Der frühere Fußballstar Ronaldinho hat den Song „Ich bin Teil der Welt, ein Gewinner“ als Hommage an die Sportler mit Behinderung aufgenommen, der im Internet ein Renner ist. Und in Zeitungenwerden die Schicksale der brasilianischen Teilnehmer geschildert, zum Beispiel Behinderungen durch schwere Autounfälle.
Und, sicher eine wichtige Debatte: Mit Leuten im Rollstuhl am Strand fragen Zeitungen, wie die Infrastruktur für Menschen mit Behinderung in Rio verbessert werden kann – Aufzüge und barrierefreie Zugänge sind oft Fehlanzeige, viele Behinderte können die Wohnung kaum verlassen.
Vielleicht waren die Olympischen Spiele für Rio eine Nummer zu groß, gerade in Sachen Transport. Vor dem Start der Paralympics scheint das System mit Sonderbusspuren besser zu funktionieren, auch weil alles eine Nummer kleiner ist: 4350 Sportler aus 165 Ländern und bis zu 2,5 Millionen Eintrittskarten. Wo noch im August Spiele vor sehr leeren Rängen befürchtet worden waren, hat nach den Olympischen Spielen, die in Brasilien viel positiver als im Ausland bewertet wurden, der Verkauf deutlich angezogen: 1,5 Millionen Tickets sind inzwischen verkauft.
Womöglich werden es bis zu zwei Millionen. Gerade Familien sollen angelockt werden, schon für 10 Reais (2,76 Euro) kann der Olympiapark im Stadtteil Barra besucht werden. Das Angebot an Plätzen, die Zahl der Helfer und die Wettkampfstätten wurden noch einmal reduziert, das Meiste ist nun auf den Olympiapark konzentriert. Im Olympiazentrum in Deodoro finden nur noch Schießen, 7er-Fußball und Reitwettbewerbe statt.
Nach der spärlichen Medaillenausbeute (Bronze für die Nacra17-Segler Frank/Zajac) vor wenigen Wochen bei den 31. Olympischen Sommerspielen scheint nun das eine oder andere Edelmetall in Rot-Weiß-Rot garantiert. Vor vier Jahren in London landete Österreich mit viermal Gold, dreimal Silber und sechsmal Bronze auf Platz 30 im Medaillenspiegel. Wenngleich das olympische Motto vom Dabeisein bei den 15. Paralympischen Sommerspielen noch ein wenig mehr wiegt ... (m. i., dpa)