Tirol

Plagiate: Uni Innsbruck überprüfte 22 Verdachtsfälle

© Andreas Rottensteiner / TT

Nach der Uni Wien gab es an der Universität Innsbruck in den vergangenen zehn Jahren die meisten Plagiatsvorwürfe.

Innsbruck –Die Affären um nicht korrektes wissenschaftliches Arbeiten wie teilweise abgeschriebene Doktorarbeiten und Rücktritte in Deutschland von Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg oder Bildungsministerin Annette Schavan haben zu größerer Sensibilität beigetragen. Die Meldungen von realem oder vermeintlichem Fehlverhalten würden sich auf einem niedrigeren Niveau einpendeln, ebenso die Differenz zwischen diesen Mitteilungen und den tatsächlich verfolgten Fällen, stellt die Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) in ihrem aktuellen Bericht für 2015 fest. Im Vorjahr gab es nur noch neun Verdachtsfälle, einer davon wurde weiterverfolgt.

Jetzt hat das Wissenschaftsministerium die Stellungnahmen der 22 heimischen Universitäten zu Plagiatsverdachtsfällen in den vergangenen zehn Jahren dem Parlament vorgelegt. Insgesamt wurden von der ÖAWI 91 Vorwürfe geprüft, 30 davon wurden zu einem Fall und einer genaueren Untersuchung unterzogen. Aus datenschutzrechtlichen Gründen erfährt man jedoch kaum etwas über die Konsequenzen wie die Aberkennung des Doktortitels, eine schlechtere Benotung von Arbeiten oder eine Einstellung des Verfahrens.

Die größte Alma Mater, die Universität Wien, war in diesem Zeitraum mit den meisten Plagiatsverfahren bei wissenschaftlichen Arbeiten konfrontiert – nämlich mit 44. Dahinter folgt bereits die Uni Innsbruck mit 22 und danach die Uni Graz mit elf. Die Med-Uni Innsbruck hatte keinen Fall zu bearbeiten.

An der Uni Innsbruck mussten sich auch Vortragende bzw. Professoren Plagiatsvorwürfen stellen. Wie die Uni mitteilt, waren in sieben Fällen Personen involviert, die dem akademischen (Lehr-)Personal angehörten. Zwei Politiker befanden sich ebenfalls darunter. Einer davon war Dominic Stoiber. Der Sohn des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber und Regionalpolitiker der CSU konnte nach einem eingeleiteten Verfahren seinen Doktortitel jedoch behalten. Der Umgang der Uni-Führung mit Plagiats­fällen sorgte allerdings immer wieder für Kritik, so auch vom bekannten Plagiatsjäger Stefan Weber.

Externe Experten sprachen im Vorjahr bei der „Forschungsevaluierung der Rechtswissenschaftlichen Fakultät“ das Plagiats-Thema ebenfalls deutlich an. Wegen der „Publizität einiger in letzter Zeit erhobener Plagiatsvorwürfe“ habe sich die Frage aufgedrängt, wie die Universität Innsbruck der Problematik effektiver begegnen könne, hieß es.

Die Universität sieht sich hingegen selbst auf einem guten Weg. Es werde nicht dem „Aufkommen von Vorwürfen“ entgegengewirkt, sondern Ziel sei es, Plagiaten durch geeignete Prävention vorzubeugen, schreibt Rektor Tilmann Märk in seiner aktuellen Stellungnahme. Dies geschehe vor allem durch frühzeitige Bewusstseinsbildung bei Studierenden und umfassende Informationen über die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis. (pn)

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