Osttirol

Römische Schuhnägel legen eine spannende Fährte

Das archäologische Team war heuer am Alkuser See besonders erfolgreich.
© Stadler/Inst. für Archäologien

Die diesjährige Grabungskampagne am Alkuser See war die bisher erfolgreichste. Neue Funde schärfen den Blick auf einst Gewesenes.

Von Claudia Funder

Ainet –Wie sehr es sich lohnen kann, hartnäckig an einer Sache dranzubleiben, beweist die wissenschaftliche Feldarbeit hoch über Ainet. Seit mittlerweile zehn Jahren wird auf der von Bergketten umsäumten Hochebene „Pitschedboden“ und dem noch höher gelegenen Plateau mit dem Alkuser See (2432 m) archäologisch Hand angelegt.

Initiator und Motor der Grabungskampagnen ist Harald Stadler, Leiter des Instituts für Archäologien der Universität Innsbruck, der mit anfänglichen Vermutungen Recht behalten sollte. Er schaffte es, ein Zeitfenster in die Vergangenheit aufzustoßen und die Geschichte von Ainet gleich um Jahrtausende in die Tiefe zu katapultieren. Über die spannenden Entdeckungen auf diesem längst zum Hotspot der Hochgebirgsforschung avancierten Standort hat die TT wiederholt berichtet.

Mit berechtigten Hoffnungen ausgestattet, schritt ein zehnköpfiges Team um Harald Stadler auch heuer am Alkuser See zur Tat, um weitere Relikte aus römischer und vorgeschichtlicher Zeit ans Tageslicht zu befördern. Und am Ende der drei Wochen war klar, dass diese Spurensuche als eine besondere in Erinnerung bleiben wird. „Sie war die bisher erfolgreichste Kampagne“, kann Stadler noch vor genaueren Analysen ein erstes erfreuliches Resümee ziehen.

Als Opferplatz vermutete Strukturen haben sich als solcher bestätigt. „Dass hier kultische Rituale ausgeführt wurden, ist absolut sicher“, stellt Stadler klar. „Alle Kriterien sind erfüllt.“ Man fand viel Holzkohle, verbrannte Tierknochen, Schmuckstücke und Bergkristalle sowie römische und bronzezeitliche Keramik. Bei den Relikten der Gefäße tut sich die Frage auf, ob diese einst die Form einer Schüssel oder eines Pokals hatten. Vergleiche mit anderen Fundplätzen, an denen Pokale geopfert wurden, sollen das Rätsel lösen. In puncto Erforschung der einstigen Opfergewohnheiten sei man einen „gewaltigen Schritt vorwärtsgekommen“, so Stadler.

Nicht weniger als 13 Fibeln aus der Zeit vom 3. bis 1. Jahrhundert vor Chr. bis zum 4. Jahrhundert nach Chr. wurden während der diesjährigen Grabungsphase entdeckt.

Und noch etwas trat zu Tage, das für eine besondere Überraschung sorgte: „Wir entdeckten römische Schuhnägel, vermutlich aus dem 1. bis 2. Jahrhundert“, verrät der Grabungsleiter. Sie weisen – wie auch eine freigelegte Soldatenfibel und ein Katapultbolzen – darauf hin, dass Angehörige des Militärs hier waren und möglicherweise auf „Heimaturlaub“ kultische Handlungen vornahmen. Material und Zeichendekor der Schuhnägel sollen weitere Indizien liefern. Auch alle anderen Funde werden in Innsbruck untersucht, restauriert und gezeichnet. Noch heuer werden die Originale in Ainet und bei einem Workshop in Aguntum präsentiert werden.

Stadler trägt neue Erkenntnisse stets nach außen und versteht es zu begeistern. Er will Geschichte erlebbar machen, auch für die Jüngsten. Die Originalfunde sollen, geht es nach Stadler, auf Dauer nach Ainet wandern: in die Schule. „Es soll kein Aineter Kind aus der Volksschule herausgehen, ohne das alles kennen gelernt zu haben“, wünscht sich der Archäologe.

Und die Grabungen? Die gehen für mindestens fünf Jahre in die Verlängerung. Harald Stadler ortet auf den beiden Hochebenen weiterhin großes wissenschaftliches Potenzial. Und wie scharf sein Spürsinn ist, hat er bekanntlich bereits wiederholt bewiesen.

Ein Teil der Funde: Fibeln (l. und unten) wurden ebenso entdeckt wie Gefäßteile (r.) und Schuhnägel (einer davon Mitte oben).
© Klocker/Inst. für Archäologien

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