TT-Tourentipp

Einmal kurz über die Grenze

© Irene Rapp

Vor 25 Jahren wurde in den Ötztaler Alpen am Tisenjoch an der Grenze zwischen Nord- und Südtirol Ötzi entdeckt. Eine traumhafte, aber lange Bergtour führt zu diesem Ort. Übernachtung empfehlenswert.

Von Irene Rapp

Vent –Für viele ist die Anfahrt nach Vent ins Ötztal schon eine Weltreise, die Bergtour zur Similaunhütte am Ende des Niedertals entführt dann aber auf jeden Fall in andere Sphären: Denn man bewegt sich – bis zuletzt auf nicht anspruchsvollen Wegen – in traumhafter Szenerie. Das Rauschen der Bäche begleitet einen ständig, der Blick auf mächtige Gletscher fasziniert.

Wegen eines Felssturzes Anfang August im Bereich der Talleitspitze (3406 m) – jenes Berges, der einem bei der Anfahrt nach Vent ins Auge sticht – wurde im ersten Abschnitt der Wanderung allerdings in Windeseile ein neuer Weg gebaut, was ein paar Minuten mehr Gehzeit bedeutet. Generell empfiehlt sich bei dieser Tour aber ohnehin eine Übernachtung – entweder auf der Martin-Busch- oder der Similaunhütte. Und wer hier schon unterwegs ist, darf sich auf keinen Fall die Wanderung auf das Tisenjoch entgehen lassen – dort, wo vor 25 Jahren Ötzi gefunden wurde.

Von Vent aus führt der Weg vorbei an der Martin-Busch-Hütte...
© Irene Rapp

So kommt man hin: In Vent gleich am ersten, rechts liegenden Parkplatz das Auto abstellen. Den Wegweisern folgend durch das Dorf, dann leicht bergab, nun orientiert man sich an alten Liftstützen und steigt unter diesen bergauf. Auf einem breiten Weg, der leicht ansteigend auf der rechten Talseite in südlicher Richtung in das Niedertal führt, geht es dahin und u. a. an einer relativ neu errichteten Alm vorbei. Steile Hänge ziehen links und rechts nach oben, zahlreiche Gewässer vereinigen sich zum Niedertalbach, der in der Tiefe rauscht. Direkt über dem reißenden Gewässer befindet man sich dann nach rund vier Kilometern aufgrund einer Umleitung: Ein Felssturz Anfang August hatte zur Folge, dass man einen neuen Weg bauen musste, der auf der „sicheren“ Talseite weiterführt. Daher vor einer Absperrung zunächst über eine schmale Stahlbrücke über den Niedertalbach, rund zehn Minuten auf der linken Talseite dahin, dann wechselt man wieder über eine Brücke auf die rechte Talseite und landet nach einem kurzen Aufstieg auf dem bekannten Forstweg.

... zur Similaunhütte.
© rapp

Die Martin-Busch-Hütte, die angesichts von Marzell- und Schalfferner wie ein Staubkorn wirkt, erreicht man dann nach ca. acht Kilometern Fußmarsch. Dort waren am vergangenen Freitag bereits Hunderte Schafe zusammengetrieben worden, am nächsten Tag ging es für die Tiere über das Niederjoch zurück in ihre Heimat Südtirol.

Zur Similaunhütte, die bereits in Südtirol liegt, dann weiter taleinwärts und im Unterschied zur Martin-Busch-Hütte sieht man diese alpine Unterkunft schon von Weitem: Bis zum Ziel sind aber weitere vier Kilometer zu bewältigen. Zunächst auf dem flachen Talboden am Niederjochbach dahin, über einen Moränenrücken auf der westlichen Talseite zieht der Weg zur privaten Hütte hinauf.

Dort schaut Hüttenwirt Markus Pirpamer darauf, dass es seinen Gästen an nichts mangelt. Er war auch am 19. September 1991 im Einsatz, als das Ehepaar Simon ihm den Fund einer Leiche am Tisenjoch oberhalb der Hütte meldete. „Am nächsten Tag ging ich mit einem Küchenangestellten rauf, ich dachte mir, dass die Leiche 200 Jahre alt ist“, erzählt er, und eines ist gewiss, Interviews hat er seit damals unzählige gegeben.

Am Samstag ging es daher auch für uns zur Ötzi-Fundstelle, eine empfehlenswerte kleine Tour. Trittsicherheit im felsigen Gelände ist dabei erforderlich, einige Stellen sind seilversichert, auch geht es über – kleine, unbedenkliche – Schneefelder. Gleich oberhalb der Hütte startet der gut markierte Steig, der in nordwestlicher Richtung zum Tisenjoch führt und tolle Ausblicke auf die – vor einem im Aufstieg befindliche – Fineilspitze und zum hinter einem liegenden Similaun mit dem Niederjochferner bietet.

Und dann steht man endlich da, wo vor 25 Jahren Ötzi entdeckt worden ist: Die ursprüngliche Bezeichnung „Der Mann vom Hauslabjoch“ ist also falsch, dieses befindet sich noch ein wenig weiter über dem Tisenjoch. In Erinnerung an den Fund wurde hier eine Steinpyramide errichtet, allerdings nicht direkt an der Fundstelle, sondern einige Meter weiter südlich – die Südtiroler wollten das Bauwerk nämlich vom Tal aus sehen können. Zurück ging es dann auf demselben Weg – Fazit: eine Traumtour, die viel zu sehen bereit hält.

Angaben zur Tour

Ausgangspunkt: Vent, 1895 Meter. Parkplatz gleich zu Beginn des Dorfes auf der rechten Seite, kostenpflichtig (gestaffelte Gebühren).

Wegdaten: Bis zur Similaunhütte sind von Vent aus 1240 Höhenmeter und 12,2 Entfernungskilometer zurückzulegen. Gehzeit: ab vier Stunden. Keine schwierigen Wege, Trittsicherheit im letzten Teil erforderlich. Die Wanderung zur Ötzi-Fundstelle am Tisenjoch (3210 m) erfordert mehr alpinistisches Können (ca. 350 Höhenmeter sowie 1,7 Entfernungskilometer). Gehzeit: ab einer Stunde.

Einkehrmöglichkeiten: Martin-Busch-Hütte (2501 m) – bis Ende September geöffnet, Tel. 0664/3043151. Similaunhütte (3019 m) – geöffnet bis 25. September, bei Schönwetter länger. Ziele von der Similaunhütte aus: Similaun (3599 m); Fineilspitze (3516 m).

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Alexander Paschinger

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