Reden statt bauen heißt es in Sachen Umfahrung Fügen
Kein Stauende im Zillertal in Sicht: Ein Bürgerbeteiligungsprozess zur B169 bringt den Planungsverbandschef in Rage. „Das ist eine Pflanzerei!“
Von Angela Dähling
Fügen –Der Zillertaler Planungsverbandsobmann BM Hansjörg Jäger ist außer sich. Grund ist ein so genannter „Bürgerbeteiligungsprozess“, der Montagabend in Fügen gestartet wurde und nach einem breiten Diskussionsprozess einen konkret umsetzbaren Trassenvorschlag für eine Dorfumfahrung zum Ziel hat. Ergebnisoffen sollen verschiedene Varianten diskutiert werden – das teilten BM Dominik Mainusch, LHStv. Josef Geisler und Christian Molzer, Vorstand Abteilung Verkehr u. Straße im Land Tirol, rund 70 geladenen Anrainern der B169 in der „Sichtbar“ mit.
„Seit 2004 diskutieren die Fügener über die Verkehrslösung. Die Bürger waren immer eingebunden. Wir verlieren so mindestens ein weiteres Jahr. Das ist eine Pflanzerei“, wettert der Rieder Bürgermeister Jäger und fürchtet, dass unter dem Deckmantel des Bürgerbeteiligungsprozesses die Straßenlösung bis nach den nächsten Landtagswahlen 2018 verschleppt werden soll. „Da kann sich das Land wieder Geld sparen und andere Projekte verwirklichen, während das Zillertal auf der Strecke bleibt“, meint Jäger. Er fordert eine klare Position des Landes und stellt klar: „Die ausgearbeitete Amtstraße, zu der auch der Planungsverband sein Okay gegeben hat, ist in Stein gemeißelt! Gewisse Verbesserungen, die die Fügener wünschen, sind natürlich zu befürworten. Aber an der Trasse führt nichts mehr vorbei!“ Diese verliefe teilweise unterflurig parallel zur jetzigen B169, welche in Fügen zur Gemeindestraße werden würde. Dass an dieser Variante festgehalten werde, habe ihm LHStv. Geisler Dienstagmorgen auch versichert.
Am Montagabend aber klang das ganz anders. Es gehe darum, den „besten Trassenvorschlag zu finden“, erklärte da BM Mainusch. Dieser solle in den nächsten Monaten bei monatlichen Sitzungen von einer Arbeitsgruppe erarbeitet, im Mai 2017 der Bevölkerung präsentiert und dann vom Gemeinderat beschlossen werden. Zur Arbeitsgruppe zählen Experten des Landes, Mitglieder des Verkehrsausschusses Fügen, betroffene Gebäudebesitzer (Martin Wetscher, Manfred Zeller) und neun Anrainervertreter der sechs einzelnen Abschnitte der Umfahrung Fügen bzw. der B169. Letztere wurden Montagabend benannt.
BM Mainusch betonte, er sei zwar Verfechter einer zweiten, rechtsufrigen Zillertalstraße. „Dazu fehlen aber derzeit der Wille und die kurzfristige Machbarkeit. Das dauert noch mindestens 15 Jahre. So lange können wir nicht warten.“ LHStv. Geisler erteilte der „großen Lösung“ eine klare Absage. „Dann hätten wir statt wie jetzt einen künftig zwei Staus im Zillertal. Denn die Autobahn könnte den Verkehr aus dem Tal nicht schlucken, das belegen Studien“, erklärte er. Ein dreispuriger Autobahnausbau bis Rosenheim wäre nötig. „Wir sollten daher keine Luftschlösser bauen“, appellierte er.
Laut Geisler steht die Umfahrung Fügen ganz oben im Regierungsabkommen. „Vor Kitzbühel, Söll und Sillian. Es ist wichtig, dass wir möglichst zügig wissen, was wir wollen.“ Der überwiegende Teil im Saal werde am Ende mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein, das hätten vergangene Projekte andernorts gezeigt, meinte Straßenplaner Christian Molzer. Wenngleich er, Geisler und Mainusch sich klar sind, dass es keine Variante gibt, die für jeden die beste ist.
Laut Molzer stieg der Verkehr im vorderen Zillertal in den letzten zehn Jahren um 20 Prozent mit Spitzen von bis zu 30.000 Fahrzeugen am Tag. Als wichtigste Parameter für die neue Trasse nannte er den Knoten Fügen-Nord, die Anbindung Hart, Entschärfungen von Eisenbahn- und Fußgängerkreuzungen sowie Lärmschutz.