Eine Stadt, zwei Volleball-Vereine und kein guter Draht
Das Verhältnis zwischen den beiden Innsbrucker Damen-Volleyballklubs ist wieder angespannt – was die Emotionen erneut hochkochen lässt.
Innsbruck –Eine Stadt, zwei Vereine – hätte sich einst Shakespeare der beiden Innsbrucker Volleyballklubs bedient, würde sein Drama nicht „Romeo und Julia“, sondern „VCT und TI-volley“ als Titel tragen. Seit Jahren gehen zwischen den zwei Damenvolleyballklubs die Wogen hoch. Einmal mehr, dann wieder weniger. Während sich die Spielerinnen bestens verstehen, oft Freundinnen oder Schulkolleginnen sind, kochen an den Vereinsspitzen gelegentlich die Emotionen über. Jüngster Anlass: der Wechsel zweier VCT-Spielerinnen zur TI.
VCT-Obfrau Therese Achammer prangert an, die vom Österreichischen Verband ÖVV festgesetzten Aufwandsentschädigungen nicht erhalten zu haben. Konkret geht es um 2000 Euro für Denise Peer und 1200 Euro für Martyna Walter. „Ich werde bei jedem Spiel, bei dem die zwei zum Einsatz kommen, einen Protest beim Verband einlegen“, verspricht Achammer.
Ihr Gegenüber, TI-Manager Michael Falkner, kontert: „Der Fehler liegt bei ihr, sie hat den Zeitpunkt der vorzeitigen Vertragsauflösung übersehen. Es gab keine vorzeitige Auflösung.“ Jetzt ist der Ball beim Verband, der nach Ausstellung provisorischer Spielberechtigungen für die besagten Damen bis etwa Ende Oktober entscheidet – nach Stellungnahmen beider Seiten. „Der Vertrag ist etwas verworren, drei Gerichte würden wohl vier Interpretationen finden“, wagt ÖVV-Sportkoordinator Harald Rotter in Wien keine Prognose. In den meisten Fällen würden sich die Vereine aber ohnehin vorab einigen. In Innsbruck schaut es derzeit aber gar nicht nach einer friedlichen Lösung aus.
Zu viele Emotionen belasten das Verhältnis zwischen den Klubs. Unterschiedliche Philosophien etwa in der Nachwuchsarbeit.
Die TI setzt im Gegensatz zum VCT erst im Teenageralter auf den Leistungsgedanken. Oder auch beim Einsatz von Legionärinnen. Während der VCT meist zwei, drei Nicht-Österreicherinnen verpflichtet, spielt die TI meist mit Studentinnen.
Auch finanzielle Aspekte verschärfen das Verhältnis, zwei Klubs reißen sich um eine überschaubare Anzahl potenzieller Sponsoren. Zumindest bei den öffentlichen Förderungen herrscht Ausgeglichenheit: 25.000 Euro gibt es jeweils für die beiden Bundesliga-Klubs vom Land, die laut Tirols Sportamtsleiter Reinhard Eberl an Bedingungen wie Nachwuchsarbeit gekoppelt sind. TI-Manager Falkner will im Gegensatz zu Eberl auch eine Bestimmung zur Maximalzahl von Legionärinnen kennen, die den VCT als nicht förderungswürdig ausweisen würde: „Ich habe es schwarz auf weiß, dass es sich um keine lose Vereinbarung handelt.“ Sein Gegenüber Achammer schüttelt den Kopf: „Davon habe ich noch nie etwas gehört, das müsste ja für alle Sportarten gelten.“
Der Zwist ist um einen Akt reicher, ein Ende scheint nicht in Sicht. „Ich habe ihm schon einmal die Hand gereicht, das mache ich jetzt sicher nicht mehr. Jeder soll sehen, wie Falkner arbeitet“, schimpft VCT-Obfrau Achammer.
Der angesprochene TI-Manager hält dagegen: „Für Therese Achammer bin immer ich der Aggressor. Das ist mir aber mittlerweile egal.“
Dabei scheint eine von der Politik erzwungene Einigkeit, die Fusion der Vereine, naheliegend. Nicht zum ersten Mal wird davon gesprochen. Bis dahin nimmt das Drama wohl weiter seinen Lauf, wenn auch nicht derart dramatisch wie bei Shakespeare. Zumindest aus marketingtechnischer Sicht ist der Coup einmal mehr gelungen: Das Stadtderby zwischen VCT und TI am 2. November ist brisanter denn je. (sab, suki)