Gesellschaft

Japanischer Professor: Erbärmlich, wenn jemand an Überarbeitung stirbt

Japans Gesellschaft wird immer älter. Das macht sich auch auf den Straßen bemerkbar.
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Mit einer Aussage über die Folgen von Überarbeitung hat ein Uni-Professor in Tokio einen Sturm der Entrüstung losgetreten.

Tokio – Eine japanische Universität hat sich für abfällige Äußerungen eines ihrer Professoren über Todesfälle in Folge von Überarbeitung entschuldigt. Der frühere Geschäftsmann und heutige Professor an der Musashino University in Tokio soll laut Medienberichten vom Mittwoch einen kürzlichen Regierungsbericht zu „karoshi“ kommentiert haben, es sei „erbärmlich“, wenn jemand wegen so etwas sterbe.

Angesichts massiver Kritik von Bürgern im Internet entschuldigte sich die Universitätsleitung auf Ihrer Webseite für den inzwischen gelöschten Online-Kommentar des Professors. Dessen persönliche Äußerungen entsprächen in keiner Weise der Erziehungspolitik der Universität.

Das „karoshi“-Problem (Tod durch Überarbeitung) ist in Japans Unternehmenswelt noch immer so verbreitet, dass die Regierung jetzt erstmals ein Weißbuch mit Daten zu Überstunden zusammengestellt hat. Demnach gaben 23 Prozent der befragten Firmen an, dass manche Mitarbeiter auf mehr als 80 Überstunden im Monat kommen. Im vergangenen Steuerjahr wurden 93 Fälle von Selbstmord oder versuchtem Suizid in Folge von Überarbeitung offiziell anerkannt. Die verharmlosende Bemerkung des Professors machte auch deswegen viele wütend, weil gerade bekannt geworden war, dass auch der Suizid einer 24-jährigen Mitarbeiterin des Werbekonzerns Dentsu als „karoshi“-Fall anerkannt wurde. (APA/dpa)